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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 12. Abhandlung): Das Mandäische Buch des Herrn der Größe und die Evangelienüberlieferung — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37689#0042
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42 R. Reitzenstein:
Ich darf bei der Beurteilung der vielbehandelten Stelle mich
in vielem an v. Harnacks Darlegungen1 anschließen. Die Quellen-
angabe 8ia touto xat, 7) cocptoc tou Fsou sittsv konnte Lukas sich
gar nicht erfinden, und sie läßt sich schon des Aoristes halber gar
nicht anders deuten, als daß Q Jesus eine Schrift anführen läßt,
in welcher die aocpta Fsou redete2. Ebenso sicher scheint mir,
daß die Anfangsworte bei Matthäus besser erhalten sind a7tocrreX>.cü
7cp6c ujxap 7rpocpY)Ta<; xal ypappaTsIc; xal aocpouc;. Nie hätte er
von sich aus Jesus seine Jünger so bezeichnen lassen können3;
die oocp'vx Fsou blickt auf die Gesamtgeschichte Israels hin von der
Frühzeit bis zur Gegenwart — daher auch das Präsens a-ocTsTA«;
Lukas verdirbt, indem er möglichst fühlbar auf die Apostel mit-
verweisen will, den klaren ursprünglichen Sinn jener Schrift4.
Jetzt soll über die Enkel alles Blut der Gerechten kommen von der
Erschaffung der Welt bis zur Jetztzeit (Lukas), von Abel bis zu
34) knüpft an den Satz ö-u oüx svSs^etoci -pocpyjTvjv a7roXsa9-oa sE,oy 'IspouXa-
Xy)|x den Ausruf Jesu: 'iEpoucraXpfx 'iEpouaaXyjfx, rj dbroxTEivouca tovc, 7rpo-
tpyjTap xal Aiü-oßoXoucxa Toup ä.neoToctysvovq ~pbq aÜTpv, tcogcouc, Tjü-sX^aa etci-
cuva^at ta tsxvoc aou ov Tpoirov öpvip tt)V Eoarrrjp voaacav v~b Tap TCTEpuyap, xal
oüx 7)-9sX'/]oaTE. (35) ISoü dtp!etoci ü[xtv 6 olxop üfxöv. Xsyto Ss vp.lv oti oü [xt] iBr\-
TE [XE SCOp ^£1 OTS sfevjTE ' El)Xoy7]fXSVOp 6 EpyOJXEVOp SV OVOfXaTL XUpiOU.
1 Beiträge zur Einleitung in das Neue Testament II Sprüche und Reden
Jesu, die zweite Quelle des Matthäus und Lukas (1907) S. U9ff.
2 Man vergleiche die Künstelei der abweichenden Deutungen, wie
etwa bei Bernh. Weiss Kommentar zum Ev. Luk.10 S. 480. Warum Matthäus
das Zitat verwischt, wird sich im Fortschritt der Untersuchung ergeben.
Der gegen Lukas gerichtete Einwand Welli-iausen's, daß Jesus nicht zitiere,
überzeugt mich nicht. Es handelt sich um eine Einlage aus einer fremd-
artigen Quelle.
3 Wieder vergleiche man dagegen die Deutung von B. Weiss im Matthäus-
Kommentar8 S. 390 „Als Propheten bezeichnet er seine Apostel in Analogie
mit den Gottgesandten der Vergangenheit, als oocpoup xal ypagjxocTeip in
Analogie mit den Rabbinen und Schriftgelehrten der späteren Zeit.“ Konnte
Jesus letzteres überhaupt tun, und mit diesen Worten tun?
4 Die Folge ist, daß er to al;xa ttccvtcov toov TtpocprjTwv sagen muß, wäh-
rend Matthäus mit Trav aljxa Slxaiov auf die TrpocppTat, ypaggaTEip und
aocfoi zurück verweist, wie auch v. Harnack anerkennt, nach dem Arche-
typus. Ich kann schon darum den Notbehelf, den.BoussET (Theol. Rund-
schau IX 1906 S. 47) bietet, der nachexilische Prophet Sacharja sei auf Grund
einer Legende gemeint,- nicht annehmen, noch weniger natürlich Nestles
von Wellhausen selbst widerlegten Versuch, zu der Stelle der Chronik
zurückzukehren (Zeitschrift f. neut. Wissensch. VI 1905 S. 198). Es handelt
sich nicht nur um Prophetenblut. Auf Matth. 23, 29, Luk. 11, 47 darf man
nicht dagegen verweisen, da das Zitat erst später beginnt.
 
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