Metadaten

Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 12. Abhandlung): Das Mandäische Buch des Herrn der Größe und die Evangelienüberlieferung — Heidelberg, 1919

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37689#0048
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
48

R. Reitzen stein :

„Wir segnen dich, o Vater, das Wahre ausführender Gott,
der Seelen Angebeteter, Erscheinung und Befehlserteiler! Geseg-
net, gesegnet bist du, du gute Befehle erteilender Gott! Wir
führen zusammen (?) durch dich, durch (Gebets)wort gesegnete
Erscheinung! Kraft —! lebensvolle Weisheit!
— Erstgeborener! mächtiger Befehlen! Gott .... mein
Herr MänT, unser Herr von lieber Art! der aus Erbarmen
weltliches Aussehen (?) — [.? vor] den Menschen das Zeichen
machte (?) sichtbar. Lebendige Rede, vollständig — bekleidet

Das erinnert sofort an jene jüdische Andeutung Hiob 15, 7
„Bist du als Erster der Menschen geboren und vor den Hügeln
gekreist ? Hörtest du zu in Gottes Rat und rissest die Weisheit
an dich ?“ Gunkel1 deutet die höhnische Frage mit Recht: „bist
du wirklich der Urmensch ?“ und folgert, daß der Urmensch als
Inbegriff aller Weisheit galt. Auch bei den Mandäern ist der als
erster Mensch gefaßte Mandä d’Haije der Wortbedeutung nach
die yvcocuc das ist in dieser Ausdrucksform yvcooic; Asou.
Er bringt den göttlichen Auftrag und die Belehrung über alles
den Menschen wie in Paralleltexten der „Mensch“ Enös. Die drei
göttlichen Gesandten, Sitil, Hibil und Enös2 werden von ihm bald
geschieden und neben ihm genannt — Hibil heißt sein Sohn und
wird von ihm entsendet —, bald tritt er für sie ein; sie selbst
werden in eine zeitliche Abfolge ihrer Wirksamkeit gebracht, wie
in dem Buch des Herrn der Größe, und sind doch ein und dieselbe
göttliche Figur, etwa wie jener Jökabar, von dem es in der Ox-
forder Liturgie3 heißt, er sei „das erste Wort, der am oberen Ende,
am mittleren Ende und am unteren Ende steht4, der die Welten
durchquerte, kam und das Firmament spaltete“. Es ist Mandä
d’Haijes Tätigkeit, die hier beschrieben wird, aber die Bezeich-
1 Göttinger Handkommentar zum Alten Testament I 1 Genesis, 3. Aufl.
1910 S. 33, vgl. Schöpfung und Chaos S. 148. Nur in Einzelheiten scheint
mir seine Erklärung etwas zu weit zu gehen. Auch hier helfen die mandäischen
Gegenbilder, die den Ratschlag des Urgottes und die Belehrung des ersten
Menschen schildern.
2 Sitil tritt in der Überlieferung sehr zurück.
3 Lidzbarski Johannesbuch p. XXV.
4 Man vergleiche wie in der parsisehen! Apokalypse Dädistän-i-Dinik
2, 9 Gehmurd (der Urmensch), Zarathustra und Soshvans als Anfang, Mitte
und Ende der Schöpfung bezeichnet werden.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften