Metadaten

Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 12. Abhandlung): Das Mandäische Buch des Herrn der Größe und die Evangelienüberlieferung — Heidelberg, 1919

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37689#0069
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Das mandäische Buch des Herrn der Größe.

69

ger sogar als gegen das junge Christentum, eingeschritten
wurde1.
Die Schwierigkeiten beginnen erst, wenn wir den Wortlaut
jener Zeugenaussage betrachten. Ich darf nicht den Anschein
auf mich laden, ihnen aus dem Wege gehen zu wollen, weil ich nicht
alle Fragen beantworten kann. Verständlich wäre uns der Wort-
laut im Grunde nur in der spätesten und in sich verdächtigsten
Form, Auaoers tov vaov toutov, also in der Umdeutung des Johannes-
evangeliums, das gewaltsam das „Jonas-Zeichen“ der synoptischen
Tradition (Matth. 12,39 = Luk. 11,29; Matth. 16,4) herein-
bringt. Aber in den ursprünglichen Zusammenhang ließe er sich
nicht zurückbringen. Nicht die Erwähnung der Möglichkeit, daß
der Tempel untergeht, sondern die Beteiligung Jesu daran ist das
Anstößige und kann als die dpa gefaßt werden. Diesem Empfin-
den trägt noch Matthäus mit einer ganz leichten Abschwächung
Suvapca xaTaXuGca, Rechnung, die man zunächst auf verschie-
dene Möglichkeiten der Übersetzung zurückführen könnte, wenn
nicht feststünde, daß er den griechischen Text kennt. Auch sonst
glaube ich eine Absicht zu spüren. Gerade wenn wir die Wendung
in der Stephanosrede vergleichen oütoc; xaTaZuost. tov tottov toutov
xcd aZZapot. Ta sFy], d -apsSco/sv yjpiv Mcouo% begreifen wir, daß
er fragen konnte,, ja fragen mußte: konnte Jesus wirklich so
reden ? Hat doch Matthäus selbst (5, 17) das Herrenwort
überliefert ;xy) vopia7]Ts ÖTt, pXO-ov xa.TaXuaat, tov vop.ov yj
Toup -pocppTap • oux tjXFov xaTaAucac aXAa ~ZppGaac (vgl. V.
18. 19). Aber die Nüance, die Matthäus darum hereinbringt,
schwächt die Bedeutung des Zeugnisses für den Prozeß ab,
ohne dem Wort als Herrenwort doch wirklichen Inhalt geben
zu können2; es klingt wie eine leere Prahlerei. So bleibt nur die
älteste Fassung, auch sie freilich rätselhaft und widerspruchsvoll.
Soll das Zeugnis erlogen sein, wie das der Gang des Grundberichtes
verlangt, so stören die Worte tov vaov tov ^scpoTcolpTOv und
d-/st,po7iol7]Tov, die dem Ausspruch von Anfang an symbolische
Bedeutung geben und ihn als echtes Herrenwort anzuerkennen
1 Auch bei Josephos Ant. XVIII 118 ist bekanntlich die Furcht vor
einer politischen Bewegung der starken und blind ergebenen Jüngerschaft
des Täufers Anlaß zu dem Einschreiten des Herodes. Freilich schweigt er
von der Verfolgung der Jünger; aber er erwähnt auch Jesus nicht.
2 Beachtenswert bleibt immerhin, daß Matthäus nicht mehr sagt, daß
das Zeugnis lügnerisch war; so viel kann ich Wellhausen zugeben.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften