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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 12. Abhandlung): Das Mandäische Buch des Herrn der Größe und die Evangelienüberlieferung — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37689#0078
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78

)

R. Reitzenstein:

bis 22 berührt sich eng mit den Jöhänä-Texten des Johannes-
buches, die ihrerseits zur Enös-Tradition gehören, die Lehre von
den Ader Weltaltern voraussetzen, Mirjai, Jaqif und Beni-Amin
kennen und außerdem auf eine zukünftige Himmelfahrt Jöhänäs
hindeuten. Letztere erzählt Genzä r. V 4 (Brandt, Mand. Sehr.
195 ff.) und verrät durch den Titel, der auf die Predigten Jöhänäs
weist, welche in diesem Teil ganz fehlen, daß er nur den Schluß
eines sehr viel längeren Berichtes heraushebt. Er bildete ursprüng-
lich mit jenen Abschnitten des Johannesbuches1 ein einheitliches
Ganze, das arui der Geburt des Täufers bis zur Himmelfahrt reichte
und durch das kurze Beferat des hier analysierten Stückes schon für
das sechste Jahrhundert bezeugt Avird (vgl. ob. S. 75). Die Erzählung
des rechten Genzä hat bei der Loslösung außerdem eine Umgestaltung
erfahren; in ihr führt jetzt Mandä d’Haije den Johannes zum
Himmel empor2, während das in dem ursprünglichen Zusammen-
hang nur Enös getan haben kann. Wir müssen also für ihn auf
die Inhaltsangabe S. 95, I ff. zurückgehen, wo der Name der
führenden Gottheit nicht genannt ist: ,,An dem Tage, wo Jöhänäs
Maß voll wird, komme ich selbst zu ihm, erscheine Jöhänä als
kleiner Knabe im Alter Aarn drei Jahren und einem Tag, erzähle
ihm über die Taufe und belehre seine Freunde (Jünger).
Alsdann hole ich ihn aus dem Körper, führe ihn siegreich zu der
Welt empor, die lauter Glanz ist, taufe ihn im weißen Jordan
lebenden, prangenden Wassers3, bekleide ihn mit Glanzgewändern
und bedecke ihn mit Lichtturbanen, errichte Lobpreis in seinem
reinen Herzen von dem Lobpreise der Lichtengel, mit dem sie
ihren Herrn in Ewigkeit ohne Aufhören preisen.“ Im Genzä r. V 4
ist von einer Belehrung des Johannes und seiner Jünger nicht
die Rede; Mandä d’Haje bittet um die Taufe, Jöhänä Aveigert sich
zunächst, dann wüns|ht er seinerseits von Mandä d’Haije getauft
zu werden. Das ist klare Nachahmung des Evangelienberichts,
also jedenfalls sekundär. Oder vielmehr, es ist nicht einmal Nach-
ahmung des Evangelienberichts selbst, sondern, Avie Ad. Jacoby,
Ein bisher unbeachteter apokrypher Bericht über die Taufe Jesu,
1 Die Gleichsetzung Aron Jahjä und Jöhänä weist darauf, daß die
Predigten z. T. wie in Genzä r. VII (p. 213 Pet.) auf den Namen Jahjä ge-
stellt waren, die arabische Namensform (Lidzbarski Johannesbuch S. 73).
2 Er hat die Taufe eingesetzt und er ist später als der Erlöser der Man-
däer das eigentliche Gegenbild zu Christus, außerdem aber der t,ox.o~°FT(L-
3 Es ist die Taufe des Gestorbenen im Jenseits, die nach mandäischem
Brauch im Diesseits nachgeahmt wird.
 
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