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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 12. Abhandlung): Das Mandäische Buch des Herrn der Größe und die Evangelienüberlieferung — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37689#0093
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Das mandäische Buch des Herrn der Größe.

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Welt, und gilt weiter dem Helfer, der seine Seele hierher gebracht
hat1. Ein iranischer Adamstext dieser Art hat also vor
M ani bestanden und ist von ihm benutzt worden. Ohne
den Namen Adams begegnet eine ähnliche Schilderung II 6 p. 44:
der Manä erzählt, noch habe er die Güte und den Glanz seines
Vaters nicht gekannt, da habe man ihn hinterlistig aus seinem Orte
und seiner Stätte vertrieben und in die Tibil versetzt. „Geschlagen
und hingemordet werde der Mann, der Körper bildete, der mit
seinen Plänen die Welt geschaffen. Geschlagen und hingemordet
sollen die Planeten werden, die an der Spitze seiner Schöpfung
standen.“ Weiter nimmt auf dieselbe Erzählung II 14 p. 56 bezug,
freilich in einem neuen Sinne. Der Manä rechtet mit Gott: „Mein
Vater, wenn Gerechtigkeit bei Gott obwaltete, warum ist Ptahil aus
seinem Orte hervorgegangen ? Warum ist Ptahil aus seinem Orte her-
vorgegangen, warum säte er bösen Samen ans und schuf nichts-
würdige Zungen?“ Aber der Helfer mahnt ihn: „Sei ruhig und
schweige, Adam, und die Ruhe des Guten umfange dich. Siehe
zu, wenn dir angst und bange ist, daß du nicht Ptahil fluchest.
Fluche nicht dem Uthra Ptahil, der sich aus unserer Mitte aus-
gesondert und dann die nichtswürdigen Zungen erschaffen hat.“
Der Helfer versichert, bei dem großen Endgericht werde Ptahils
Gewand (seine Schöpfung) zurechtgelegt und er selbst wieder in
den Himmel aufgenommen werden und sich mit dem Manä ver-
einen. Der Manä folgt dem Befehl, läßt sich durch keine Bedrückung
verleiten, dem Ptahil zu fluchen, und wird darum zuletzt zum
Himmel erlöst2. Es ist charakteristisch, daß auch hier der Name
Adam erscheint. Der iranische Text, den die mandäisohen Verfasser
und Math unabhängig voneinander benutzt zu haben scheinen,
muß also bis in die erste Hälfte des dritten Jahrhunderts hinauf-
reichen. Schon damals waren die Namen aus der jüngeren hebrä-
1 Außerordentlich oft wird in diesen Liedern versichert, daß der Helfer
der später die Seele befreit, sie auch zuerst gebracht hat. Übrigens zeigt die
leichte Inkongruenz in dem Eingang, daß der Name Adam nachträglich in
den festen Typus des liturgischen Textes hereingekommen ist.
2 Derselbe Gegensatz zweier Auffassungen der irdischen Welt begegnet
oft im rechten Genzä. Wenn XV 16 p. 351 mahnt „Hütet euch Ptahil-Uthra
zu fluchen,“ so umgekehrt XV 9 p. 324 „Verfluche den Ort des Hauses deiner
Pfleger“ (die Welt). Nach XV 3 wird Ptahil nach seiner Begnadigung König
der Uthras und der eigentliche Schutzgott der Nasoräer. Auch im Hermeti-
schen Corpus sehen wir in etwa der gleichen Zeit einen ähnlichen Streit (vgl.
VI 4 und TX 4).
 
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