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Blo-bzang-rgya-mtsho; Dge-vdun-grub-pa; Grünwedel, Albert [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 14. Abhandlung): Die Tempel von Lhasa: Gedicht des ersten Dalailama, für Pilger bestimmt — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37691#0009
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Die Tempel von Lhasa.

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stammen, etwa dem Kävyädarsa des Dandin, der von den Tibetern
so ausgiebig traktiert wird.
Als Verfasser steht auf dem Titel der Grob-Lama Nag-dban-
blo-bzan-rgya-mts'o (1617—1682), der zuerst von den Hierareben
Lhasas den mongolischen Titel Dalai-Lama führte, weil er die Kal-
myken oder Westmongolen dem Buddhismus gewonnen und dar-
nach vom ersten Mandschukaiser für sich und seinen Schirmherrn,
den Kalmyken Guschi Khan, die Suprematie über Tibet erhalten
hatte. Er besuchte den Kaiser selbst in China und richtete mit ihm
zusammen das System der Hierarchie in Tibet auf, das bis auf die
neueste Zeit gedauert hat. Durch das ganze Gedicht ziehen sich
bittere Verhöhnungen der Feinde der gelben Kirche hin, die um so
berechtigter sind, als es nur dem energischen Auftreten des Mannes
selbst zu danken war, daß Tibet nicht den Rotmützen und den
verbündeten Bon (König Beri) in die Hände fiel. Durch das Ein-
greifen der Kalmyken wurde die Machtstellung der P'ag-mo-drug-pa-
Hierarchen, die im Kloster sNe regierten und von da aus versuchten,
die Reformen des Tson-k a-pm wieder zu zerstören, vernichtet und
sie und ihre Anhänger gezwungen, an der Ausstattung von Lhasa
ausgiebig mitzuarbeiten. Erwähnt wird nur mit ein paar Worten
die schandbare Art, wie die Rntmützen gegen die Reformierten vor-
gingen: die Abschlachtung der Klostervorstände in rMe-ru nach dem
infamsten Tantra-Ritual, vgl. 6B.
Vgl. über diese Zeitperiode G. F. Koppen, Die lamaische Hier-
archie und Kirche, Berlin 1859, S. 147—172; G. Huti-i, Geschichte
des Buddhismus in der Mongolei, Berlin 1896, S. 265—270;
S Chandradäs, JASB., 1881, S.242—245; id.. Pag-sam-jon-zang II,
Galc. 1908, S. 164—165.
Als Verfasser des Gedichtes wurden mir genannt die gelehrten
Mönche von Se-ra Byams-c'en bLo-bzan und Seii-ge-bzan-po
(Simhabhadra). Der Groblama sdbst gab den Text in Prosa an.
Verfabt ist das Gedicht im Jahre 1647 nach der Rückkehr vom
chinesischen Hofe.
Der Titel des Buches lautet tibetisch: lha-ldan sprul-pai gtsug-
lag-Ran-gi dkar-Gag sel-dkar me-loii bzugs „Ein kristallheller
Spiegel: Katalog des Tempelklosters, das durch überirdische Kraft
Götterwohnung geworden ist“; dabei ist als Llaupttitel ein Sanskrit-
titel vorgesetzt, der geradezu haarsträubend ist: devamän nirmasya
vihära varnasya sphatikaih suklebhir ädarsa viharati sma! Es folgt
darauf ein Zweizeiler in Sanskrit, der fast noch wüster in der Mache
 
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