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Liebich, Bruno [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 15. Abhandlung): Zur Einführung in die indische einheimische Sprachwissenschaft, 2: Historische Einführung und Dhātupātha — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37692#0043
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Zur Einführung in die ind. einh. Sprachw. II. 39
ungeteilte Bewunderung und Wertschätzung, die sein Werk in
Indien bis zur Gegenwart genossen hat, beruht gewiß zum Teil
auf dem Gefühl für das Ungewöhnliche der Leistung in dieser
formal-ästhetischen Hinsicht. In der Ausgabe der Siddhäntakau-
mudl, Bombay 1899; nimmt der ganze Sütrapätha nur 30 Seiten
ein, Gana- und Dhätupätha zusammen ebensoviel, und doch darf
Benfey behaupten (Geschichte der Sprachwissenschaft S. 77): cEs
ist dies eine so vollständige Grammatik, wie sie außer dem Sans-
krit keine Sprache der Welt, selbst trotz der staunenswerten
Grimmschen Arbeiten unsre Muttersprache nicht aufzuweisen hat.’
Welchen Vorteil in dieser Hinsicht allein Panini’s Einführung
der 14 Pratyähära-Sütra’s bot, zeigt sich in Fällen wie VI, 1, 77. 78.
VIII, 2, 39. 4, 55. Daß man andrerseits auch in phonetischen
Werken kein Bedenken trug, sich die im Vyäkarana erzielten Fort-
schritte zu eigen zu machen, lehrt das Atharva-Prätisäkhya.
48 Außer dem Fortschritt in stilistischer Hinsicht ist das Präti-
säkhya des weißen Yajurveda dem Werk Saunaka’s besonders durch
Einfügung rein grammatischen Stoffes überlegen, ein Umstand,
der für die später zu erörternde Frage, ob dieser Kätyäyana auch
mit dem Verfasser der Värttika’s identisch sein kann, nicht ohne
Bedeutung ist. Nach der Tradition hat Kätyäyana seiner Genug-
tuung über diesen Fortschritt durch das am Schluß jeden Adhyä-
ya’s wiederkehrende vpddham vrddhih Ausdruck gegeben, das
nach Uvata so zu interpretieren ist: gewachsen (ist dieses Sästra,
das Sik§ä und Grammatik zusammen enthält)! Gedeihen (folgt
daraus für die, die es lernen)!
49 Sehen wir nun zu, wie sich das Väj. Pr. zu den andern In-
dizien'stellt, die uns für die geschichtliche Entwicklung der Sprach-
wissenschaft bis auf Panini einigen Anhalt boten.
Die zuerst bei Yäska (§ 27) erscheinende Behandlung von
Verbalformen und Nipäta’s wie Nomina ist von K. in einer Kühn-
heit ausgebildet, die nicht mehr überboten werden kann. Vgl.
z. B. tatak§au III, 69 als Lok. von tataksus (3. Plur. Perf.), a-
bhavati IV, 60 als L von abhavat (3 Sing. Impf.), püsnojahlmastesu
III, 119 'vor püsnas, jahimas und te’ (Nom. Plur. von tad). Wenn
er von stuvanti (3. Plur. Praes. von y stu) III, 70 den L stuvantyäm
bildet, so sehen wir, daß er diese Form noch nach Analogie der
Nomina actionis auf -ti als Femininum empfand oder behandelte; für
diese Auffassung findet sich bei Pan. kein Beispiel mehr, der sich auch
von Exzentrizitäten wie den eben angeführten im ganzen zurückhält.
 
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