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Liebich, Bruno [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 15. Abhandlung): Zur Einführung in die indische einheimische Sprachwissenschaft, 2: Historische Einführung und Dhātupātha — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37692#0052
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Bruno Liebich :

Zunächst möchten wir wissen, ob der Dhätupätha, dieses 'stupendous
monument of the human mind’,- genau in der heutigen Gestalt
und Einrichtung bis auf Panini selbst zurückgeht. Für den
Sütrapätha sind wir in dieser Beziehung, in erster Linie durch das
Mahäbhäsya, in zweiter durch Candravrtti und Käsikä so gestellt,
daß wir diese Frage mit-hinlänglicher Sicherheit bejahen können;
die wenigen Änderungen Jayäditya’s, von denen wieder nur wenige
von den Späteren beibehalten wurden, sind uns genau bekannt.
Da aber Kätyäyana zum Dh. keine Värttika’s (Anmerkungen) ge-
schrieben hat, so beschäftigt sich auch Patanjali mit diesem nur
gelegentlich. Immerhin erhalten wir auch über diesen Punkt im
Bhäsya einigen Aufschluß, und zwar durch Kätyäyana’s Yärttika
1 und 2, 12 und 13 zu Panini’s Sütra bhüvädayo dhätavah (1,3,1).
Die letztere Stelle gibt uns auch Antwort auf die weitere Frage,
wodurch die einheimische Grammatik zur Aufstellung eines mög-
lichst vollständigen Verzeichnisses der Verbalwurzeln veranlaßt
worden ist.
Vä. 1: päthena dhätusamjnäyärii samänasabdapratisedhah
'wenn durch (die Aufnahme in) den Dh. (gewissen Lautgruppen)
der Name dhätu (verliehen wird), so sollten gleichlautende Worte
ausgeschlossen werden'. Vä. 2: parimänagrahanam ca 'und das
Maß (der einzelnen Dhätu’s) sollte angegeben werden’.
Patanjali: 'yä ist eine Wurzel (gehen’), yä ein Femininum;
vä sowohl Wurzel ('wehen’) als Partikel ('oder’); nu ist Wurzel
('preisen'), aber auch Suffix (der V. Präsensklasse) und Partikel;
div ist sowohl Wurzel ('spielen’) als Nominalstamm ('Himmel’).
Solche gleichlautende Lautgruppen sollten (nach K.’s Meinung)
ausgeschlossen werden. Pat. untersucht dann die Folgen, die
diese Unterlassung vonseiten Panini’s haben könnte, und gelangt
zu dem Ergebnis, daß dieser Pratisedha unnötig sei, weist also das
erste Värttika Kätyäyana’s zurück. Anders stellt er sich zu dem
zweiten, zu dem er beistimmend und erläuternd hinzufügt: 'es
sollte gesagt werden: ein so und so großes Stück heißt Dhätu.
Denn woher soll man z. B. wissen, daß die Lautgruppe bhü die
erste Wurzel bildet und nicht etwa bhvedha?’ (iyän avadhir
dhätusariijno bhavatlti vaktavyam | kuto hy etad bhüsabdo dhätu-
saihjno bhavisyati na punar bhvedhasabda1 iti |[ ).

1 Kielhorn liest bhvedbsabda, die lithographierte Ausgabe von Benares
(1887) und drei der von K. benutzten Hss. wie oben.
 
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