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Deubner, Ludwig; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 17. Abhandlung): Bemerkungen zu einigen literarischen Papyri aus Oxyrhynchos — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37694#0010
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10

Ludwig Deubner:

der Buchstaben ΕΛ sein können, die denn auch mit dem voran-
gehenden T zusammen kaum mehr Platz beanspruchen würden
als die Buchstaben AN. Man vergleiche endlich den ähnlichen
Wortzusammenhang in den zerstörten Zeilen 36 f. έτελ[οΰμε]ν.
[κ]αί τ[ούτω?]ν ούθέν (so von Grenfell ergänzt).
Grenfell nimmt S. 150f. auf Grund der Herkunft des Papyrus
wohl mit Recht an, daß die vorliegende Rede in Ägypten, wahr-
scheinlich in Alexandria gehalten ist. Ein Demeterheiligtum ist
für diese Stadt durch Polyb. XV 27, 2 bezeugt, vgl. das von dems.
XV 29, 8; 33, 8 erwähnte Θεσμοφορεΐον. Ist die Lokalisierung zu-
treffend, so bestätigt sich die Ansicht derjenigen Gelehrten, die
dem Gedanken entgegentraten, daß Mysterien nach Art der
eleusinischen auch im alexandrinischen Demeterkult gefeiert worden
seien1: denn es wird ja in der Rede mit klaren Worten ausgespro-
chen, daß die Übertragung der eleusinischen Kulthandlungen auf
den heimischen Demeterkult als ein Frevel an der Gottheit be-
trachtet werden müßte. Es könnte scheinen, als widerspräche dem
das Scholion zu Kall. Hvmn. VI i 6 Φιλάδελφος Πτολεμαίος κατά
μίμησιν των ’ Αθηνών εθη τινά 'ίδρυσεν έν Αλεξάνδρειά, εν οις καί την του
καλάθου πρόοδον· έθος γάρ ήν έν Άθήναις, έν ώρισμένη ημέρα επί οχήματος
φέρεσθαι καλάθιον εις τιμήν της Δήμητρος2. Allein die alexandrinische
Kalathosprozession, die nach athenischem Vorbilde eingerichtet
sein soll, hat nicht notwendig mit den eleusinischen Mysterien zu
tun, trotz der Rolle, die der Kalathos dort spielte3. Es kann sich
sehr wohl um einen von Eleusis völlig unabhängigen Kultakt
handeln4. Für unseren Redner würde jedenfalls, wenn er in Ale-
xandria lebte, die ptolemäische Imitation zu den Gegebenheiten
des örtlichen Kultes gehören, denen die Mysterien von Eleusis
als ein Fremdes, Fernzuhaltendes gegenüberständen. Daß ihm
(und seinem Publikum) die Tatsache eines früheren Imports
1 Vgl. Otto, Priester und Tempel II 265, 1. Die gegenteilige Annahme
Nilssons (Gr. Feste S. 350) findet in der von ihm zitierten Tacitusstelle
(Hist. IV 83) keine Stütze.
2 Vgl. Schol. Aeschin. in Ctes. 120; Hastings Encycl. of Rel. II 435a.
3 Vgl. Dieterich, Mithrasliturgie 125f.; Nilsson a. a. O.
4 Die Beziehung des kallimacheischen Hymnus auf ein alexandrinisch.es
Demeterfest wird bestritten (Couat Poesie alex. 223 ff.; Maass-, Herrn. XXV
404, 1; Susemihl, Alex. Litt. Gesch. I 358, 56), vielleicht mit Recht (anders
Nilsson a. a. O., S. 351, 2). Trotzdem kann natürlich dem zugehörigen
Scholion eine gute Überlieferung zugrunde liegen. Vgl. auch Reinecke De
scholiis Callimacheis, Diss. Hai. IX 15sq.
 
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