Platone Stellung zu den Aufgaben der Naturwissenschaft.
können —, namentlich aber sind diese Sätze durch die kritischen
Betrachtungen der Eleaten zu klarem Bewußtsein gebracht wor-
den und so sind sie auch für Platon ganz selbstverständlich. Mit
besonderer Klarheit spricht er sich darüber aus, wo er die Gestal-
tung des Chaos durch den Weltbildner zum geordneten Kosmos
schildert. In dem durch göttlichen Eingriff geschaffenen voll-
kommenen Zustand, sagt er, soll und wird die Welt ewig frisch
und lebenskräftig beharren. Jede Störung ist schon dadurch
ausgeschlossen, daß nichts übrig blieb außerhalb der Welt, so daß
kein Bedürfnis von außen befriedigt werden, kein lästiger Über-
schuß nach außen abgeführt werden mußte, sondern in innerem
Ineinanderwirken die Teile des Ganzen sich stetig mit ihrem
Mangel und Überschuß, ihrem Aufnahme- und Ausscheid angst rieh
ergänzten und alles Wirken und Leiden so im geschlossenen Kreise
der Welt selbst sich vollzog* 1.
Der Begriff der Masse spielt in den Untersuchungen über
Ganzes, Einheit und Vielheit, die in Parmenides und Sophistes
angestellt werden, eine Bolle. Der Parmenides namentlich zeigt,
daß dieser Begriff in seiner gewöhnlichen Fassung mit Wider-
sprüchen belastet sei2.
Nach dem Seinsbegriff, den der Sophistes 247 e aufstellt, mit
der definitorischen Erklärung τίθεμαι öpov όρίζειν τά οντα, ώς
εστιν ούκ άλλο τι πλήν δύναμις, was 248 c wiederholt wird in der
Form ικανόν εθεμεν δρον που των οντων, όταν τω παργ) ή του πάσχειν
ή δράν καί προς τδ σμικρότατον δύναμις3, kann eine Masse
als seiend, d. h. als objektiv vorhanden, nur anerkannt
werden, sofern sie als Masse wirkt; für den Timaios ist jede Masse
sei eine Errungenschaft neuzeitlicher Forschung. Die Verdienste der Männer,
die nachgewiesen haben, daß dieser Satz auch unter Formen und Verhält-
nissen, die ihm zu trotzen schienen, seine Geltung behaupte, sind groß genug,
daß man nicht nötig hat, ihren Ruhm zu mehren durch Zuteilung eines Lobs,
das ihnen nicht gebührt.
1 3 3 d αύτό γάρ έαυτω τροφήν τήν έαυτοΰ φθίσιν παρέχον καί πάντα έν έαυτω
καί ύφ’ έαυτοΰ πάσχον καί δρών έκ τέχνης γέγονεν.
2 Parm. 137c ff., 142c ff., 157c ff., 164c ff. Vgl. in meiner Inhalts-
darstellung (Platons Dialoge I) S. 10ff., 19f., 23f.
3 Daß Platon die hiemit gewonnene Erklärung des wirklichen Seins
nicht wieder aufgegeben, sondern festgehalten hat, läßt sich u. a. aus der
Nom. Xc. 12 gegebenen Ausführung ersehen, in der eben auch Wirklichkeit
= Bestimmtsein (d. h. Leiden) und Bestimmen (d. h. Wirken) gesetzt ist.
Vgl. meine Inhaltsdarstellung S. 101 f.
können —, namentlich aber sind diese Sätze durch die kritischen
Betrachtungen der Eleaten zu klarem Bewußtsein gebracht wor-
den und so sind sie auch für Platon ganz selbstverständlich. Mit
besonderer Klarheit spricht er sich darüber aus, wo er die Gestal-
tung des Chaos durch den Weltbildner zum geordneten Kosmos
schildert. In dem durch göttlichen Eingriff geschaffenen voll-
kommenen Zustand, sagt er, soll und wird die Welt ewig frisch
und lebenskräftig beharren. Jede Störung ist schon dadurch
ausgeschlossen, daß nichts übrig blieb außerhalb der Welt, so daß
kein Bedürfnis von außen befriedigt werden, kein lästiger Über-
schuß nach außen abgeführt werden mußte, sondern in innerem
Ineinanderwirken die Teile des Ganzen sich stetig mit ihrem
Mangel und Überschuß, ihrem Aufnahme- und Ausscheid angst rieh
ergänzten und alles Wirken und Leiden so im geschlossenen Kreise
der Welt selbst sich vollzog* 1.
Der Begriff der Masse spielt in den Untersuchungen über
Ganzes, Einheit und Vielheit, die in Parmenides und Sophistes
angestellt werden, eine Bolle. Der Parmenides namentlich zeigt,
daß dieser Begriff in seiner gewöhnlichen Fassung mit Wider-
sprüchen belastet sei2.
Nach dem Seinsbegriff, den der Sophistes 247 e aufstellt, mit
der definitorischen Erklärung τίθεμαι öpov όρίζειν τά οντα, ώς
εστιν ούκ άλλο τι πλήν δύναμις, was 248 c wiederholt wird in der
Form ικανόν εθεμεν δρον που των οντων, όταν τω παργ) ή του πάσχειν
ή δράν καί προς τδ σμικρότατον δύναμις3, kann eine Masse
als seiend, d. h. als objektiv vorhanden, nur anerkannt
werden, sofern sie als Masse wirkt; für den Timaios ist jede Masse
sei eine Errungenschaft neuzeitlicher Forschung. Die Verdienste der Männer,
die nachgewiesen haben, daß dieser Satz auch unter Formen und Verhält-
nissen, die ihm zu trotzen schienen, seine Geltung behaupte, sind groß genug,
daß man nicht nötig hat, ihren Ruhm zu mehren durch Zuteilung eines Lobs,
das ihnen nicht gebührt.
1 3 3 d αύτό γάρ έαυτω τροφήν τήν έαυτοΰ φθίσιν παρέχον καί πάντα έν έαυτω
καί ύφ’ έαυτοΰ πάσχον καί δρών έκ τέχνης γέγονεν.
2 Parm. 137c ff., 142c ff., 157c ff., 164c ff. Vgl. in meiner Inhalts-
darstellung (Platons Dialoge I) S. 10ff., 19f., 23f.
3 Daß Platon die hiemit gewonnene Erklärung des wirklichen Seins
nicht wieder aufgegeben, sondern festgehalten hat, läßt sich u. a. aus der
Nom. Xc. 12 gegebenen Ausführung ersehen, in der eben auch Wirklichkeit
= Bestimmtsein (d. h. Leiden) und Bestimmen (d. h. Wirken) gesetzt ist.
Vgl. meine Inhaltsdarstellung S. 101 f.