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Ritter, Constantin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 19. Abhandlung): Platons Stellung zu den Aufgaben der Naturwissenschaft — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37696#0025
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Platons Stellung zu den Aufgaben der Naturwissenschaft.

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fache von dem der kleineren ist, und welche zu sechsen zu einem
gleichseitigen Dreieck sich zusammenfügen) begrenzt oder gebildet,
das Hexaeder aber aus gleichschenkligen rechtwinkligen Drei-
ecken. Mit besten Gründen höchster Wahrscheinlichkeit lassen
sich nun diese vier begrifflich festgestellten Hauptarten schöner
Körpergestaltung mit den aus anderen Gründen angenommenen
vier Hauptarten des Stoffes, den Elementen, in Zusammenhang
bringen, in der Weise, daß wir die kubische Form der Erde zu-
schreiben, die ja die wenigst bewegliche der vier Elemente ist und
eine ihr eingeprägte Form am besten bewahrt (πλαστι.κωτάτη);
von den einander näher verwandten Gebilden das, welches aus der
kleinsten Zahl von Grundbestandteilen (4x6 Urdreiecken) besteht
und die spitzigsten Ecken und Kanten zeigt, als das offenbar
leichteste und beweglichste dem Feuer; das, welches den größten
Raum umgrenzt, die meisten Flächen bindet (20, je zu sechs Ur-
dreiecken), die in den stumpfsten Kanten und Ecken Zusammen-
stößen, dem Wasser, das zwischen beiden drinnenliegende mit
seinen acht Flächen (also 8x6 Urdreiecken) der Luft.
Sinnlich wahrnehmen lassen sich die Formen der einzelnen
Gebilde nicht, denn diese sind für sich viel zu klein; nur in Zu-
sammenhäufungen werden sie sichtbar. Beim Zusammentreffen
aber geraten verschiedenartige Massen oder Einzelgebilde, deren
jedes seine eigene, von der Form abhängige Bewegungsweise hat,
unter sich in Widerstreit, während Gleiches in Berührung mit-
einander sich ruhig verhält. Die überwiegende Masse pflegt über
die Bewegungsweise der von ihr verschiedenen geringeren Herr zu
werden, indem die kleineren Gebilde wohl, in die Fugen der
größeren eindringend, sie zerschneiden, die größeren aber die
kleineren zerdrücken. Die Bruchstücke und Trümmer werden
von der Bewegung der siegreich bleibenden Masse ergriffen und
soweit möglich in neuer Zusammensetzung ihr assimiliert, wobei
denn (dem Zahlverhältnis der Urdreiecke gemäß) aus einem alten
Wasserkörperchen etwa ein Feuerkörperchen nebst zwei Luft-
körperchen entsteht oder die Dreiecke aufgelösten Luftsamens
(Luftmoleküls würden wir sagen) zur doppelten Zahl von Feuer-
samen sich wieder vereinigen, umgekehrt in gröberer Zusammen-
fügung zwei und einhalb zertrümmerte Luftkörperchen sich zum
Wasseratom gestalten, während die Trümmer von Erde, die ja
nicht aus denselben Urdreiecken wie die anderen Elemente be-
steht, so lange in Wasser, Luft oder Feuer aufgelöst mitgeführt
 
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