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Ritter, Constantin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 19. Abhandlung): Platons Stellung zu den Aufgaben der Naturwissenschaft — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37696#0029
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Platons Stellung zu den Aufgaben der Naturwissenschaft.

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Im einzelnen ist dabei bemerkenswert, daß Platon die
Metalle nicht als Arten der Erde, sondern als Arten des Wassers auf-
f aßt. Von diesem, erklärter, gebe es zwei Hanptarten, die leichtflüssige
und die nur durch starke Schmelzhitze zum Fließen zu bringende.
Die erste bestehe aus den kleinsten und unter sich ungleichartigen
Ikosaedern, die eben deshalb sich leicht gegeneinander verschieben;
die zweite aus gleichartigen größeren, die gewöhnlich in starrem
Gleichgewichtszustand sich befinden, bis eindringendes Feuer sie
auf löst und damit ungleichartig und beweglich macht, worauf
dann der Druck der auf ihnen lastenden Luft sie wirklich in Be-
wegung bringt; weicht aber das Feuer wieder aus ihnen, so muß
es sich, durch die Luft durchdrängend, Platz machen, und diese
drückt deshalb selbst stärker auf die vorher flüssige Masse und
preßt ihre aufgelösten Teile in die vom Feuer freigegebenen
Zwischenräume, bis die sich wieder abkühlende und zusammen-
ziehende Masse die alte Gleichartigkeit und Starrheit wieder-
erreicht hat1. Als edelste Art schwerflüssigen Wassers, aus den
feinsten und gleichförmigsten Teilen gebildet, von glänzender
gelber Farbe, kennen wir das Gold; nur eine Abart davon, durch
die Zusammenpressung der Teile besonders hart geworden und
schwarz angelaufen, bildet der Stahl2; nahe verwandt mit ihm ist
auch das Kupfer, von ungleicher Struktur und mit erdigen Teilen
untermischt, die es spröd machen und manchmal als Rost sich
ausscheiden. Das fließende Wasser gehört (wie das geschmolzene
Metall) zu den gemischten Erscheinungsformen, da es nur bei-
gemischten Luft- und Feuerkörpern seine Beweglichkeit verdankt;
wenn diese austreten, erstarrt es sich verdichtend zu Hagelkörnern
oder Eis oder, wenn die Ausscheidung der leichteren Elemente
nur teilweise erfolgte, zu Schnee und Reif. Die verschiedensten
1 Zur Vergleichung sei aus der Geschichte der Elementenlehre folgendes
angeführt (Meyer, Konvers.-Lexikon416, S. 416): „Die Verwandlung des
Wassers in feste Körper wurde vielfach behauptet. Noch Boyle, Newton,
Leibniz u. a. sahen den Quarz als kristallisiertes Wasser an; diese Umwand-
lung des Wassers in Bergkristall sollte durch starke Kälte oder, wie Diodor
meinte, durch Einwirkung des himmlischen Feuers geschehen. Im 16. Jahr-
hundert trat Agricola diesen Ansichten entgegen; aber noch Boyle und Marg-
graf behaupteten, daß aus reinem Wasser bei fortgesetzter Destillation Erde
entstehe, und erst Lavoisier bewies das Irrtümliche dieser Ansicht. Aber
auch dieser hielt das Wasser noch für unzerlegbar, und Macquer nannte es
unveränderlich und unzerstörbar.“
2 der (schwarze) Diamant? άδάμας.
 
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