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Constantin Ritter:
in kleinste Körperchen, sondern in kleinste Begrenzungsflächen
und deren veränderte Zusammenlegung vollzöge1 * * * * * * *. Allein Platons
Meinung ist damit sicher nicht getroffen. Statt „Gattung des
Raums“ übersetzen wir an jener Stelle wohl besser „Gattung der
Räumlichkeit“ oder auch „Prinzip der Räumlichkeit“. Und ich
meine doch, auch für uns sei Räumlichkeit oder Ausgedehntsein
das einzige Merkmal, durch das wir die Materie sicher zu kenn-
zeichnen vermögen. Wenn nun wir bei solcher Kennzeichnung selbst-
verständlich nicht an einen „leeren“ Raum denken, sondern an
den von der Materie erfüllten Raum, diese Erfüllung aber schwer-
lich anders zu beschreiben imstande sind, als daß wir von Wir-
kungen reden, die zwischen räumlich bestimmten Punkten hin-
und hergehen, während auch Platon von solchen Wirkungen spricht,
so scheint mir die unleugbare Unklarheit in seiner Schilderung der
Gestaltwandlungen eines Körpers nicht zu genügen, um ihm eine
absonderliche, von der unsrigen ganz abweichende Vorstellung von
Körperlichkeit zuzutrauen. Auch das ist für die Entscheidung der
Frage zu beachten, daß in der Lehre von der Fortpflanzung der
Bewegungen, die der Timaios vorträgt, die durchgängige Erfüllt-
heit des Raumes vorausgesetzt und ausdrücklich erklärt wird,
daß es keinen leeren Raum gebe (97b ff., 80c).
Daß wirklich nicht der leere oder abstrakte Raum als solcher,
sondern die Räumlichkeit als Eigenschaft des sonst nicht leicht
in Kürze zu bestimmenden Stoffes von Platon als Grundlage der
1 Zeller stützt sich auch auf die Behauptung (Grundr. d. G. d. gr.
Phil.,9 S. 141), immer rede Platon von der Materie als von dem worin die
Dinge entstehen, niemals nenne er sie das woraus sie entstehen. Um diese
Behauptung aufrecht zu halten, muß er jedoch eine ganze Anzahl von Stellen
entkräften, in denen, wie er selbst sagt, eine „Verdichtung des Raumes zum
Stoffe vorgenommen“ wird. Sie alle will er „unter die mythischen Züge
rechnen, an denen der Timäus so reich ist.“ Diese Verlegenheitsauskunft ist
sicherlich nicht anwendbar auf die 50a ff. zur Verdeutlichung des Wesens
der Materie eingelegten Vergleichungen mit dem Gold, das in allen den wech-
selnden Formen, die der Goldschmied ihm geben mag, stets seine stoffliche
Eigenart bewahrt, und mit dem Ton des bildenden Künstlers. Außerdem
übersieht Zeller auch, daß im Philebos nicht bloß das άπειρον, das er mit
der dritten Gattung des Timaios zur Deckung bringen will, beschrieben wird
als das, worein die wirkende αιτία die Bestimmtheit des πέρας hineinlegt
um dadurch das μικτόν entstehen zu lassen, sondern daß dieses dritte wieder-
holt ein aus jenen beiden ersten Zusammengemischtes heißt und als γεγενη-
μένη ούσία ihnen, έξ ών γίγνεται πάντα, gegenübergestellt wird. Die Belege
sind von mir Neue Unters. S. 122 f. herausgehoben.
Constantin Ritter:
in kleinste Körperchen, sondern in kleinste Begrenzungsflächen
und deren veränderte Zusammenlegung vollzöge1 * * * * * * *. Allein Platons
Meinung ist damit sicher nicht getroffen. Statt „Gattung des
Raums“ übersetzen wir an jener Stelle wohl besser „Gattung der
Räumlichkeit“ oder auch „Prinzip der Räumlichkeit“. Und ich
meine doch, auch für uns sei Räumlichkeit oder Ausgedehntsein
das einzige Merkmal, durch das wir die Materie sicher zu kenn-
zeichnen vermögen. Wenn nun wir bei solcher Kennzeichnung selbst-
verständlich nicht an einen „leeren“ Raum denken, sondern an
den von der Materie erfüllten Raum, diese Erfüllung aber schwer-
lich anders zu beschreiben imstande sind, als daß wir von Wir-
kungen reden, die zwischen räumlich bestimmten Punkten hin-
und hergehen, während auch Platon von solchen Wirkungen spricht,
so scheint mir die unleugbare Unklarheit in seiner Schilderung der
Gestaltwandlungen eines Körpers nicht zu genügen, um ihm eine
absonderliche, von der unsrigen ganz abweichende Vorstellung von
Körperlichkeit zuzutrauen. Auch das ist für die Entscheidung der
Frage zu beachten, daß in der Lehre von der Fortpflanzung der
Bewegungen, die der Timaios vorträgt, die durchgängige Erfüllt-
heit des Raumes vorausgesetzt und ausdrücklich erklärt wird,
daß es keinen leeren Raum gebe (97b ff., 80c).
Daß wirklich nicht der leere oder abstrakte Raum als solcher,
sondern die Räumlichkeit als Eigenschaft des sonst nicht leicht
in Kürze zu bestimmenden Stoffes von Platon als Grundlage der
1 Zeller stützt sich auch auf die Behauptung (Grundr. d. G. d. gr.
Phil.,9 S. 141), immer rede Platon von der Materie als von dem worin die
Dinge entstehen, niemals nenne er sie das woraus sie entstehen. Um diese
Behauptung aufrecht zu halten, muß er jedoch eine ganze Anzahl von Stellen
entkräften, in denen, wie er selbst sagt, eine „Verdichtung des Raumes zum
Stoffe vorgenommen“ wird. Sie alle will er „unter die mythischen Züge
rechnen, an denen der Timäus so reich ist.“ Diese Verlegenheitsauskunft ist
sicherlich nicht anwendbar auf die 50a ff. zur Verdeutlichung des Wesens
der Materie eingelegten Vergleichungen mit dem Gold, das in allen den wech-
selnden Formen, die der Goldschmied ihm geben mag, stets seine stoffliche
Eigenart bewahrt, und mit dem Ton des bildenden Künstlers. Außerdem
übersieht Zeller auch, daß im Philebos nicht bloß das άπειρον, das er mit
der dritten Gattung des Timaios zur Deckung bringen will, beschrieben wird
als das, worein die wirkende αιτία die Bestimmtheit des πέρας hineinlegt
um dadurch das μικτόν entstehen zu lassen, sondern daß dieses dritte wieder-
holt ein aus jenen beiden ersten Zusammengemischtes heißt und als γεγενη-
μένη ούσία ihnen, έξ ών γίγνεται πάντα, gegenübergestellt wird. Die Belege
sind von mir Neue Unters. S. 122 f. herausgehoben.