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Ritter, Constantin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 19. Abhandlung): Platons Stellung zu den Aufgaben der Naturwissenschaft — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37696#0044
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Co λ1 sta n tin Ritter:

der Politeia. Sie führt uns auf einem Gang durch die Weltenräume
an die Stelle, wo die Bänder des Himmels zusammengeknüpft
sind, d. h. von wo ein säulenförmiges, in Regenbogenfarben
prangendes Lichtstrahlenbündel mitten durch den Himmel und
die Erde sich durchzieht. An diesen Bändern, heißt es, hängt die
stählerne Spindel der Ananke (d. b. der personifizierten Not-
wendigkeit und Unabänderlichkeit des Naturgeschehens) mit den
acht sie umschließenden konzentrisch aneinander gereihten Wirtel-
ringen, die, verschieden an Breite und Farbe, miteinander von
oben gesehen einen zusammenhängenden Körper darstellen. Der
äußerste Ring ist der breiteste, dann folgt der Breite nach gerechnet
der sechste von außen, dann der vierte, darauf der achte, innerste,
weiter der siebente, fünfte, dritte, zweite. Der äußerste ist bunt-
geziert (ποικίλος), der siebente strahlt im hellsten Glanze, während
der achte nur diesen Lichtglanz des siebenten widerspiegelt, der
zweite und fünfte zeigen gelbliche Farbe, der vierte rötliche, der
dritte hat das weißeste Licht und nach ihm der sechste. Die ganze
Spinde] dreht sich mitsamt ihren Wirteln in raschem Schwünge
zwischen den Knien der Ananke, doch die sieben inneren Wirtel-
ringe führen neben dieser Allgemeinbewegung noch eine langsame
Eigenbewegung in entgegengesetzter Richtung aus und zwar mit
Unterschieden der Geschwindigkeit, die im allgemeinen so abgestuft
ist, daß der innerste am schnellsten dem Umschwung des Ganzen
sich entgegendreht, der dem Außenringe benachbarte am lang-
samsten; nur sind der fünfte, sechste und siebente von außen
sich an Geschwindigkeit gleich.
Wi r ersehen hieraus, da die angegebene Lichtfarbe z. B. den
Mars und Jupiter, die höchste Lichtstärke die Sonne deutlich
kennzeichnet und die dieser an Geschwindigkeit gleichen Gestirne
nur Merkur und Venus sein können, in welcher Reihe sich Platon
die einzelnen Planeten zwischen der Erde und dem Kreis des Fix-
sternhimmels angeordnet vorstellt, nämlich Mond, Sonne, Venus,
Merkur, Jupiter, Saturn1. Auch dürfen wir uns wohl den Schluß
erlauben, daß als Maß für den Abstand von der alles umschließen-
1 Die chaldäische Ordnung, die wir aus der Reihenfolge der Wochentage
erschließen können, ist: Mond, Merkur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter, Saturn;
die ägyptische: Mond, Venus, Merkur, Sonne usw. Macrobius, ein Zeuge aus
dem 4./5. Jahrh. n. Chr., behauptet, Platon habe diese ägyptische Ordnung
angenommen. Sollte etwa auch in diesem Punkt (s. S. 48 ff., 5 3) Platon seine
Meinung mit derZeit geändert haben ? Näheres siehe noch Hultsch in Fleck-
 
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