Platnns Stellung zu den Aufgaben der Naturwissenschaft.
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warum ? stellt. Ihr Sinn ist Erklärung zu fordern, und Erklärung
besteht in der überzeugenden Verknüpfung des neu Eintretenden,
neu Dargebotenen mit vorher schon Bekanntem und als tatsächlich
Anerkanntem. Aber wirklich überzeugend ist nur was notwendig
scheint. Weil die Erklärung Notwendigkeit verlangt, hat die
Frage nach dem Warum den Sinn: welche Notwendigkeit bestand,
daß es so kam, so geschah, warum mußte es so geschehen ? — man
kann auch sagen: nach welchem Gesetz vollzog sich der Vorgang ?
Find jedem neuen Eindruck, den wir empfangen, jeder neuen Er-
fahrung, die wir machen, treten wir entgegen mit dem Gedanken,
daß sie notwendig seien, und daß es günstigen Falles gelingen
könne, ihre Notwendigkeit nachzuweisen und damit zwischen ihr
und vorher als tatsächlich Bekanntem eine Brücke zu schlagen,
auf der man ebensogut aus dem Reich der Vergangenheit herüber
zur Gegenwart als. umgekehrt von der Gegenwart hinüber und
zurück zur Vergangenheit wandeln könne1.
1 Die Schullogik stellt freilich den Satz auf, das Verhältnis
von Ursache und Wirkung sei so, daß wohl der Schluß von der
Ursache auf die Wirkung gestattet sei, nicht aber der von der Wirkung
auf die Ursache. Denn, behauptet sie, dieselbe Wirkung könne ganz
verschiedene Ursachen haben. Tatsächlich bedenken wir uns keinen
Augenblick, die verbotenen »Schlüsse zu ziehen und sie erweisen
sich für die Wissenschaft als besonders fruchtbar. Wenn z. B. Num-
muliten in Gesteinsschichten eingeschlossen sind, die hohe Alpengipfel zu-
sammensetzen, so läßt sich niemand durch jene Warnung abhalten von der
Folgerung, es müsse seit der Zeit, wo diese Schaltierchen lebten, der Meeres-
boden trocken gelegt und tausende von Metern emporgehoben worden sein.
Wenn verkohlte Holzreste und Glasfluß zwischen Mauertrümmern sich finden,
so folgen wir, daß hier eine menschliche Siedlung durch Feuer zerstört worden
sei. Bernheim in seinem Buch über die historische Methode wagt sogar die
Behauptung, nur regressive Schlüsse seien möglich: dieselbe Ursache könne
verschiedene Wirkungen hervorbringen und erst aus der tatsächlichen Reali-
sierung dieser oder jener Wirkung lasse sich die Verursachung regressiv er-
mitteln (wobei die gesetzmäßig erkannten allgemeinen psychischen Formeln
und Prozesse nebst den physischen Verursachungen als Obersätze gelten, von
denen wir ausgehen). Er meint damit wohl, es sei Aufgabe des Historikers
in das Durcheinander, Neben- und Nacheinander der Begebenheiten dadurch
Ordnung zu bringen, daß was geschieht aus Motiven der Handelnden ab-
geleitet wird. Obgleich man im allgemeinen weiß, was etwa Menschen zu ihrem
Handeln bewegen kann, hätte man zum voraus für den einzelnen Fall nicht
ausmachen können, was nun wirklich von den möglichen Motiven den Aus-
schlag geben werde. Mit dem Eintritt der Handlung aber sei das klar geworden.
Natürlich können aber die inneren Beweggründe eines handelnden Menschen
nicht mit voller Sicherheit aufgedeckt, sondern nur wahrscheinlich gemacht
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warum ? stellt. Ihr Sinn ist Erklärung zu fordern, und Erklärung
besteht in der überzeugenden Verknüpfung des neu Eintretenden,
neu Dargebotenen mit vorher schon Bekanntem und als tatsächlich
Anerkanntem. Aber wirklich überzeugend ist nur was notwendig
scheint. Weil die Erklärung Notwendigkeit verlangt, hat die
Frage nach dem Warum den Sinn: welche Notwendigkeit bestand,
daß es so kam, so geschah, warum mußte es so geschehen ? — man
kann auch sagen: nach welchem Gesetz vollzog sich der Vorgang ?
Find jedem neuen Eindruck, den wir empfangen, jeder neuen Er-
fahrung, die wir machen, treten wir entgegen mit dem Gedanken,
daß sie notwendig seien, und daß es günstigen Falles gelingen
könne, ihre Notwendigkeit nachzuweisen und damit zwischen ihr
und vorher als tatsächlich Bekanntem eine Brücke zu schlagen,
auf der man ebensogut aus dem Reich der Vergangenheit herüber
zur Gegenwart als. umgekehrt von der Gegenwart hinüber und
zurück zur Vergangenheit wandeln könne1.
1 Die Schullogik stellt freilich den Satz auf, das Verhältnis
von Ursache und Wirkung sei so, daß wohl der Schluß von der
Ursache auf die Wirkung gestattet sei, nicht aber der von der Wirkung
auf die Ursache. Denn, behauptet sie, dieselbe Wirkung könne ganz
verschiedene Ursachen haben. Tatsächlich bedenken wir uns keinen
Augenblick, die verbotenen »Schlüsse zu ziehen und sie erweisen
sich für die Wissenschaft als besonders fruchtbar. Wenn z. B. Num-
muliten in Gesteinsschichten eingeschlossen sind, die hohe Alpengipfel zu-
sammensetzen, so läßt sich niemand durch jene Warnung abhalten von der
Folgerung, es müsse seit der Zeit, wo diese Schaltierchen lebten, der Meeres-
boden trocken gelegt und tausende von Metern emporgehoben worden sein.
Wenn verkohlte Holzreste und Glasfluß zwischen Mauertrümmern sich finden,
so folgen wir, daß hier eine menschliche Siedlung durch Feuer zerstört worden
sei. Bernheim in seinem Buch über die historische Methode wagt sogar die
Behauptung, nur regressive Schlüsse seien möglich: dieselbe Ursache könne
verschiedene Wirkungen hervorbringen und erst aus der tatsächlichen Reali-
sierung dieser oder jener Wirkung lasse sich die Verursachung regressiv er-
mitteln (wobei die gesetzmäßig erkannten allgemeinen psychischen Formeln
und Prozesse nebst den physischen Verursachungen als Obersätze gelten, von
denen wir ausgehen). Er meint damit wohl, es sei Aufgabe des Historikers
in das Durcheinander, Neben- und Nacheinander der Begebenheiten dadurch
Ordnung zu bringen, daß was geschieht aus Motiven der Handelnden ab-
geleitet wird. Obgleich man im allgemeinen weiß, was etwa Menschen zu ihrem
Handeln bewegen kann, hätte man zum voraus für den einzelnen Fall nicht
ausmachen können, was nun wirklich von den möglichen Motiven den Aus-
schlag geben werde. Mit dem Eintritt der Handlung aber sei das klar geworden.
Natürlich können aber die inneren Beweggründe eines handelnden Menschen
nicht mit voller Sicherheit aufgedeckt, sondern nur wahrscheinlich gemacht