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Ritter, Constantin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 19. Abhandlung): Platons Stellung zu den Aufgaben der Naturwissenschaft — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37696#0114
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114

(Konstantin Ritter:

Beschreibung einer Bewegung, namentlich auch der Achsendrehung1
einzuschließen scheint, doch gegebenen Falles von jedermann als
tatsächlich berücksichtigt werden. Dann fordert er, daß die Logik
ihren Gesetzen, deren zwingende Kraft eben auch zu den stets
erfahrbaren Tatsächlichkeiten gehört, einen solchen Ausdruck
gebe, daß sie auf jene anderen Tatsachen angewandt werden können
und auf ihnen fußen, anstatt sie zu untergraben und damit sich
selber den Boden zu entziehen. Damit wird er zum Begründer der
wissenschaftlichen Logik, für deren weitere Entwicklung er (vor
allem durch seine klare Erfassung und Beschreibung des Wesens
des logischen Urteils und durch seine Bemühungen um brauchbare
Begriffsbestimmungen und übersichtliche Begriffsgliederungen) auch
weiter noch unendlich Adel geleistet hat2. In den methodologischen
Weisungen der Dialoge Phaidros, Sophistes, Politikos und Philebos,
die auf die Herstellung eines umfassenden Begriffssystems abzielen,
wird immer eingeschärft, daß die naturgegebenen Verhältnisse fest
ins Auge gefaßt werden müssen, weil bei deren Verkennung durch
ungeschicktes Zusammenfassen und gewaltsames Auseinander-
reißen die ganze Begriffsdarstellung wertlos würde3.
1 Sie ist nach Nom. 893 d των θαυμαστών απάντων πηγή, regt also am
mächtigsten zur Verwunderung, diesem πάθος φιλοσόφου (Theait. 155d, vgl.
S. 102) an.
2 Viel mehr wahrlich als Aristoteles, dem man von derZeit der Scholastik
her aus mangelnder Kenntnis Platons meist dessen Verdienste auf allen Ge-
bieten zuzuschreiben pflegt. Gerade bezüglich der Logik sollte das einmal
deutlich gezeigt werden. Den Versuch dazu habe ich in einem Aufsatz gemacht,
dessen erster Teil im Philologus LXXV G. 1/2 (1919) erschienen ist.
3 Als Nebenertrag dieser logischen Bemühungen sind die zahlreichen
Definitionen anzusehen, die in den späteren Schriften Vorkommen. Dem
Gebiet der Mathematik und der Naturwissenschaft gehören u. a. folgende an:
Menon 76a σχήμα — στερεού πέρας (vorher: ό μόνον των δντων τυγχάνει
χρώμασιν άε'ι επόμενον) — χρόα = απορροή σχημάτων οψει σύμμετρος και αισθητός,
was aber von Sokrates als eine τραγική άπόκρισις bezeichnet wird, d. h. doch
wohl als eine hochtönende und nicht für jedermanns Verstand klare, obgleich
sie Menon gefällt, der mit den Lehren des Empedokles vertraut ist; nach diesem
Muster, wird bemerkt, ließe sich leicht auch φωνή, οσμή usw. (jede Sinnes-
qualität) definieren. Librigens definiert auch der Timaios 67 c die Farbe als
φλόγα των σωμάτων έκάστοιν άπορρέουσαν, οψει ξύμμετρα μόρια έχουσαν προς αϊσθησιν,
den Ton 67 b als τήν δι’ ώτων ύπ’ άέρος εγκεφάλου τε καί αίματος μέχρι ψυχής
πληγήν διαδιδομένην und die Tonempfindung als τήν ύπ’ αύτής κίνησιν, από
τής κεφαλής μέν άρχομένην, τελευτοΤισαν δέ περί τήν τοΰ ήπατος έδραν. Phaidr. 246b
ζώον = ψυχή καί σώμα παγέν, ähnlich Soph. 246e: θνητόν ζώον = σώμα έμψυ-
χον. (Auch Nom. 899b stimmt damit überein.) Parin. 137e: στρογγύλον ==.
ού άν τα έσχατα πανταχή από τοΰ μέσον ίσον άπέχη —■ ευθύ = ού άν τό μέσον
 
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