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Jänecke, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 20. Abhandlung): Die ursprüngliche Gestalt des Tropaion von Adamklissi — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37697#0014
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14

W. Janecke:

form gestellt wurde1. Zur Verstärkung des künstlerischen Gegen-
satzes wurde der obere Aufbau oft noch durch Säulen- oder Pilaster-
stellungen absichtlich aufstrebend leicht gestaltet, der Unterbau
dagegen ohne jede Gliederung in bossierten Quadern möglichst
schwer, der Erde entwachsen. Das choragische Denkmal des
Lysikrates (334 v. Chr.) ist hierfür das bekannteste und vollen-
detste der älteren Beispiele. Selbst der ungegliederte Rundbau
der Caecilia Metella ist mit, einem solchen kubischen Unterbau
versehen. Auch diese Regel wurde ganz besonders bindend in den
Provinzen befolgt, angefangen vom Tropaeum Alpium bei Monte
Carlo und dem Julier-Grabmal zu St. Remy bis zum sogen. Grab-
mal des Absalom bei Jerusalem2 und dem Secundinier-Denkmal
bei Jgel. Der Aufbau bei Adamklissi mit sechseckiger Grund-
form macht hiervon keine Ausnahme, auch er hat den quadra-
tischen Unterbau.
Dazu die Verschiedenartigkeit der Einzelformen! Im Rund-
bau eine straffe Metopenteilung, die Triglyphen in Form kleiner
reich ornamentierter Pilaster, über dem wohlabgemessenen Haupt-
gesimse mit verziertem Wulste, wasserspeiende Löwen und bekrö-
nende Zinnen mit figürlichen Reliefs (s. Abb. 5). Vom Fuße bis
zur Zinne die sichere Handschrift eines geübten Baukünstlers, dem
für das Figürliche allerdings keine gleichwertigen Bildhauer zur
Seite standen. Kann es einen größeren Gegensatz dagegen geben
als die auf Abb. 3 erkennbaren, zaghaft-überzierlichen Kapitäle
1 In diesem Aufeinandertürmen von Rundbau über quadratischem
Sockel schlummert eine der bedeutendsten Bauaufgaben, deren Lösung erst
viel später gelang: Das Herauswachsen einer Rundkuppel aus quadratischem
Grundrisse. Die Antike blieb bei der äußeren Hülle dieses Gedankens stehen,
der als solcher — wenn man von der persischen Trompenkuppel absieht —
erst in byzantinischer Zeit, zuerst, halb unbewußt, beim Grabmal der Galla
Placidia (440 n. Chr.) verfolgt wird, bis die Renaissance für den mit bewußter
Absicht erstrebten Einklang von äußerem Gewände und innerer Konstruktion
— im weiteren Sinne von Raum und Raumumhüllung — die vollendete Lösung
findet. Die Verfolgung dieses Gedankens mit allen Umwegen von Stufe zu
Stufe gehört zu den fesselndsten Entwicklungen der Baugeschichte, die noch
der genaueren Bearbeitung harren.
2 Hier nicht ganz quadratisch, da die Seitenlängen des Unterbaues
6 m und 6,5 m betragen. Siehe das von Theodor Wiegand bearbeitete
Werk „Alte Denkmäler aus Syrien, Palästina und Westarabien“. 100 Tafeln
mit beschreibendem Texte (türkisch und deutsch) veröffentlicht auf Befehl
von Ahmed Djemal Pascha, Führer der 4. türkischen Armee, Minister der
Marine. Berlin, Georg Reimer, 1918. Taf. 23.
 
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