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G. Weise:
Wenn meine Darlegungen das Richtige treffen, bot die älteste
Klosterkirche von St. Vincenz das Bild einer querhauslosen drei-
schiffigen Basilika. In gerader Flucht liefen die seitlichen Längs-
mauern von Osten nach Westen durch; den freien Schenkeln der
ringsum eingebauten Hauptapsis entsprach der Verlauf der die
Schiffe trennenden Arkadenreihen. Je eine Durchgangsöffnung
führte von den östlichen Fortsetzungen der Abseiten nach den
die Rückseite des Chores einnehmenden Räumlichkeiten, auf deren
gleichfalls sakrale Bestimmung die beiden über die östliche Ab-
schlußmauer der Chorpartie vorspringenden Nebenapsiden deuten
dürften.
Einer Eigentümlichkeit der Grundrißbildung der Chorpartie
muß noch besonders gedacht werden. Beim Betrachten der Plan-
wiedergabe der aufgefundenen Mauerreste wird die Verschiedenheit
auffallen, die sich hinsichtlich der Mauerstärke zwischen der Haupt-
apsis samt ihren seitlichen Anhängseln und den beiden Neben-
apsiden findet. Auch in der Tiefe der Fundamentsohle machte
sich ein Unterschied von über einem Meter zwischen beiden Teilen
geltend. Die Vermutung scheint sich mir nicht von der Hand
weisen zu lassen, daß wir in der Hauptapsis und den sich seitlich
an sie legenden Mauerfortsätzen den eigentlichen Ostabschluß der
Kirche zu erblicken haben. Sowohl die größere Mauerstärke als
die tiefere Führung der Fundamentsohle dürften mit aller Ent-
schiedenheit für diese Annahme sprechen. Die beiden Neben-
apsiden ihrerseits scheinen sich durch geringere Mauerstärke und
Fundamenttiefe als Reste eines über den eigentlichen Ostabschluß
vorspringenden Anbaues zu charakterisieren, der sich nicht zu
gleicher Höhe wie die übrigen Teile des Baues erhoben haben
dürfte. Im Aufriß muß eine geringere Entwicklung des sich ver-
mutlich nur als niedriges Annex an den Ostabschluß des drei-
schiffigen Hauptraumes lehnenden östlichen Anbaues den genann-
ten Beobachtungen entsprochen haben. Den Versuch einer Re-
konstruktion der Ostansicht des ganzen Gebäudes gibt die neben-
stehende Abbildung (Abb. 5). Später werden wir auf die hier
besprochene Eigentümlichkeit der Grundriß- und Aufrißbildung
als unter Umständen für die zeitliche Einreihung des Baues wich-
tiges Moment noch ausführlicher einzugehen haben1.
1 Eine auf verschiedene Behandlung der aufgehenden Teile deutende
Verschiedenheit der Mauerstärke des eigentlichen Kirchenraumes und seiner
beiden seitlichen Choranbauten zeigt auch die beim Aachener Münster zutage
G. Weise:
Wenn meine Darlegungen das Richtige treffen, bot die älteste
Klosterkirche von St. Vincenz das Bild einer querhauslosen drei-
schiffigen Basilika. In gerader Flucht liefen die seitlichen Längs-
mauern von Osten nach Westen durch; den freien Schenkeln der
ringsum eingebauten Hauptapsis entsprach der Verlauf der die
Schiffe trennenden Arkadenreihen. Je eine Durchgangsöffnung
führte von den östlichen Fortsetzungen der Abseiten nach den
die Rückseite des Chores einnehmenden Räumlichkeiten, auf deren
gleichfalls sakrale Bestimmung die beiden über die östliche Ab-
schlußmauer der Chorpartie vorspringenden Nebenapsiden deuten
dürften.
Einer Eigentümlichkeit der Grundrißbildung der Chorpartie
muß noch besonders gedacht werden. Beim Betrachten der Plan-
wiedergabe der aufgefundenen Mauerreste wird die Verschiedenheit
auffallen, die sich hinsichtlich der Mauerstärke zwischen der Haupt-
apsis samt ihren seitlichen Anhängseln und den beiden Neben-
apsiden findet. Auch in der Tiefe der Fundamentsohle machte
sich ein Unterschied von über einem Meter zwischen beiden Teilen
geltend. Die Vermutung scheint sich mir nicht von der Hand
weisen zu lassen, daß wir in der Hauptapsis und den sich seitlich
an sie legenden Mauerfortsätzen den eigentlichen Ostabschluß der
Kirche zu erblicken haben. Sowohl die größere Mauerstärke als
die tiefere Führung der Fundamentsohle dürften mit aller Ent-
schiedenheit für diese Annahme sprechen. Die beiden Neben-
apsiden ihrerseits scheinen sich durch geringere Mauerstärke und
Fundamenttiefe als Reste eines über den eigentlichen Ostabschluß
vorspringenden Anbaues zu charakterisieren, der sich nicht zu
gleicher Höhe wie die übrigen Teile des Baues erhoben haben
dürfte. Im Aufriß muß eine geringere Entwicklung des sich ver-
mutlich nur als niedriges Annex an den Ostabschluß des drei-
schiffigen Hauptraumes lehnenden östlichen Anbaues den genann-
ten Beobachtungen entsprochen haben. Den Versuch einer Re-
konstruktion der Ostansicht des ganzen Gebäudes gibt die neben-
stehende Abbildung (Abb. 5). Später werden wir auf die hier
besprochene Eigentümlichkeit der Grundriß- und Aufrißbildung
als unter Umständen für die zeitliche Einreihung des Baues wich-
tiges Moment noch ausführlicher einzugehen haben1.
1 Eine auf verschiedene Behandlung der aufgehenden Teile deutende
Verschiedenheit der Mauerstärke des eigentlichen Kirchenraumes und seiner
beiden seitlichen Choranbauten zeigt auch die beim Aachener Münster zutage