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Weise, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 21. Abhandlung): Studien zur Entwicklungsgeschichte des abendländischen Basilikengrundrisses in den frühesten Jahrhunderten des Mittelalters — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37698#0029
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Studien zur Entwicklungsgeschichte des abendländ. Basilikengrundrisses. 29
das man im Abendland als den jüngeren Kirchengrundriß frän-
kischer Zeit bezeichnen könnte, sind bereits aus Spanien und dem
westlichen Deutschland bekannt1. Wenn es für Frankreich bisher
anscheinend an solchen gefehlt hat, so lag dies nur an der
mangelhaften Erforschung des dortigen Materials.
Über meine Grabungen an der Pfalz zu Quierzy a. d. Oise
soll künftig ausführlicher berichtet werden. Fränkischen Spuren
konnte ich gleichzeitig auch in dem benachbarten Bretigny2 nach-
gehen, dessen Abtei im 8. Jahrhundert in nahen Beziehungen zu
der Pfalz in Quierzy erscheint. Die Anfänge des Klosters Bretigny
verlieren sich im Dunkel. Die einheimische Tradition, die ihren
Niederschlag erst in einer Vita des späteren Mittelalters3 gefunden
hat, läßt Hubertus, den Lokalheiligen von Bretigny, im Orte selbst
von vornehmen Eltern geboren werden. Sein Taufpate wurde
sein Namensvetter, der große Ardennenheilige. Schon als Knabe
fühlte sich Hubertus zum klösterlichen Leben hingezogen und ver-
brachte häufig seine Zeit in dem unweit des elterlichen Wohnsitzes
gelegenen Kloster, das damals schon in Bretigny bestanden haben
muß und dessen Prior auch genannt wird. Gegen 670 empfing er
dort das mönchische Gewand. Bretigny blieb Zeit seines Lebens
die Stätte seines Wirkens, bis ihn dort zu Anfang des 8. Jahrhun-
derts der Tod ereilte4.
Soweit die Legende. Fester Boden wird uns erst unter den
Füßen mit den Nachrichten, die sich an den Besuch Stephans II.
im Frankenreich im Jahre 754 knüpfen5. Während seines Auf-
enthaltes in Quierzy muß der Papst eine Synode in dem benach-
barten Bretigny abgehalten haben. Unter dem Titel ,,Besponsa
Stephani papae II, quae cum in Francia esset in Garisiaco villa
Brittanico monasterio dedit ad varia consulta de quibus fuerat
interrogatus“ sind uns Aufzeichnungen über diese Versammlung
erhalten6. Das Bestehen einer klösterlichen Gemeinschaft in
1 Vgl. „Untersuchungen“, s. 130ff. „Ein früher karolingischer Kirchen-
grundriß des südwestlichen Deutschlands.“
2 Dep. Oise, Canton Noyon.
3 Vita s. Hucberti monachi Britanniacensis auctore Pisone monacho
AA. SS. Boll. 30. Mai. VII, S. 272 ff.
4 Über das Leben des Heiligen und die chronologische Ansetzung seines
Wirkens vgl. auch Pecheur, Annales du diocese de Soissons I, S. 261 ff.
5 Vgl. Ölsner, Jahrbücher des fränkischen Reiches unter König
Pippin, S. 115ff. und Böhmer-Mühlbacher, Regesta imperii I, S. 36ff.
6 Vgl. Mansi, Gonciliorum collectio XII, S. 558 und Migne, Patrologia
lat. 89, S. 1024. Der Schluß vermerk: „Expliciunt quae domnus papa Ste-
 
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