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Weise, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 21. Abhandlung): Studien zur Entwicklungsgeschichte des abendländischen Basilikengrundrisses in den frühesten Jahrhunderten des Mittelalters — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37698#0031
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Studien zur Entwicklungsgeschichte des abendländ. Basilikengrundrisses. 31
Das Dorf Bretigny liegt etwa 2 km westlich von Quierzy
flußabwärts. Hart an einem Altwasser der Oise erhebt sich auf
steiler Uferböschung in malerischer Verlassenheit die heutige
Pfarrkirche, deren Ostpartie noch aus frühgotischer Zeit stammt.
Allerhand fromme Erinnerungen knüpfen sich an diese Stätte1.
Vor dem Eingang der Kirche wird der Stein, eine große Felsplatte,
gezeigt, auf dem der hl. Hubertus zu beten pflegte. Unten am
Wasser umschließt in der Nähe des Chores der Kirche eine kleine
Backsteinkapelle die Fontaine de St. Hubert, der man heilende
Kräfte zuschreibt. Noch heute heißt der von Norden über die
Oise nach Bretigny führende Weg Chemin de St. Hubert, in Er-
innerung an die zum Grabe des Heiligen, das sich in der Kirche
befand, führenden Wallfahrten. Daß sich das mittelalterliche
Kloster bei der heutigen Kirche erhob, wird durch die Reste der
sich ehemals ansetzenden Klausurgebäude bewiesen, deren Mauer-
spuren sich außen noch an den nördlichen Teilen der frühgotischen
Chorpartie wahrnehmen lassen. Die Stätte des mittelalterlichen
Klosters muß der wohl künstlich planierte Raum nördlich der
Kirche, zwischen dieser und dem Wasser gewesen sein. Die Grabung
an dieser Stelle ergab, daß das fränkische Kloster dem mittelalter-
lichen genau am gleichen Ort vorausgegangen war. Im Sommer
1916, etwa gleichzeitig mit dem Beginn der Arbeiten in Quierzy,
wurde auch in Bretigny der Spaten eingesetzt. Infolge ungünsti-
gerer Verhältnisse kam die Grabung hier erst nach mehrfachen
Unterbrechungen Anfang Februar 1917 zum Abschluß.
Um größerer Deutlichkeit willen soll hier in der Darlegung der
Ergebnisse eine andere Reihenfolge eingehalten werden, als der
Gang der Grabung sie in Wirklichkeit genommen hatte. Während
tatsächlich mit der Erforschung des Geländes nördlich der heutigen
Kirche begonnen worden war, nehmen wir hier die an dieser selbst
durchgeführte Untersuchung zum Ausgangspunkt unseres Be-
richtes. Außen an den Mauern der Kirche wie im Innern des
heutigen Baues konnte an allen wichtigen Punkten gegraben wer-
den. Wohlerhalten, in Technik und Mörtelzusammensetzung von
den späteren Mauern deutlich verschieden, traten überall die Funda-
mentreste einer älteren kirchlichen Anlage zutage. Sowohl das aus
derbem Bruchsteinmaterial harten Kalksteins aufgeführte Mauer-
werk als der ziemlich lockere gelbbraune Mörtel charakterisierte
1 Vgl. Pecheur, a. a. O., I, S. 270 Anm.
 
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