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Weise, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 21. Abhandlung): Studien zur Entwicklungsgeschichte des abendländischen Basilikengrundrisses in den frühesten Jahrhunderten des Mittelalters — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37698#0052
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52

G. Weise :

Nebenchores nach Westen fortsetzte, sondern auch, daß das alte
Pfeilerfundament des ersten Arkadenpfeilers der Südseite ohne
Anschluß nach Westen in nördlicher Richtung unter der heutigen
Langhausmauer durchzog. Ferner wurde vom Westpörtal der
Kirche bis zu letzterer Stelle außen längs der jetzigen Langhaus-
mauer gegraben. Spuren einer die Langhausarkaden des älteren
Baues verbindenden Fundamentmauer hätten hier zutage treten
müssen, wenn eine solche ehedem vorhanden gewesen wäre. Nichts
dergleichen wurde angetroffen. Und schließlich konnten auch noch
auf der Innenseite der ursprünglichen Westmauer der Kirche die
Anschlußstellen der ehemaligen Arkaden flüchtig untersucht
werden. Beidemal zeigte sich hier, daß das alte Fundament wohl
einen halbpfeilerförmigen Vorsprung aufwies, daß dieser aber mit
regelmäßig gemauerter Stirn endigte, die jeden Gedanken an das
Ausgebrochensein ehemaliger Längsfundamente ausgeschlossen
erscheinen ließ.
Können die Pfeilerfundamente der Langhausarkaden somit
unmöglich in westöstlicher Richtung untereinander in Verbindung
gestanden haben, wie es bei späteren Bauten die Regel, so scheint
mir andererseits bei ihnen allen die Wahrscheinlichkeit für einen
rückwärtigen Zusammenhang mit den seitlichen Langhausmauern
zu sprechen. An dem ersten Pfeilerpaar ist, wie oben erwähnt,
dieser Tatbestand beiderseits einwandfrei beobachtet worden.
Von hier bis zu der westlichen Abschlußmauer der Kirche läßt sich
die Länge des ersten Langhausjoches gerade zweimal abtragen.
Wir erhielten ein Langhaus von drei Jochen1, eine, wie an anderer
Stelle zu zeigen sein wird2, an karolingischen und frühromanischen
Bauten der Gegend als die Regel wiederkehrende Disposition. Die
Arkadenbreite würde jeweils 3,00 m betragen. Dort, wo der zweite
Arkadenpfeiler der Nordseite angenommen werden müßte, stoßen
wir auf die von Norden nach Süden ziehende alte Mauer, deren
Reste, wie oben erwähnt, der Totengräber des öfteren im nörd-
lichen Teil des Friedhofes angetroffen haben will. Ich glaube nicht,
daß man sie anders wird deuten können denn als das Fundament,
das den zweiten Pfeiler der nördlichen Arkadenreihe mit der äußeren
Langhausmauer verband.
1 An Überwölbung ist natürlich nicht zu denken.
2 Ich verweise auf meine künftige Bearbeitung der romanischen Bau-
denkmäler um Laon und der in dortiger Gegend angetroffenen frühmittel-
alterlichen Reste.
 
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