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Weise, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 21. Abhandlung): Studien zur Entwicklungsgeschichte des abendländischen Basilikengrundrisses in den frühesten Jahrhunderten des Mittelalters — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37698#0059
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Studien zur Entwicklungsgeschichte des abendländ. Basilikengrundrisses. 59
Besprechung der an der Pfalz zu Quierzy vorgenommenen Grabung
zu handeln sein.
Kirche und Klausur waren in Bretigny gegen das Wasser hin
durch eine besondere Umfassungsmauer abgeschlossen. Welchen
Verlauf diese weiterhin in südlicher Bichtung nahm und wieviel
Gelände sie hier noch umschlossen hat, konnte, wie oben erwähnt,
wegen moderner Bebauung nicht festgestellt werden. Anzunehmen
wird sein, daß sich hier landeinwärts, genau wie heute die Häuser
des Dorfes Bretigny, ehemals die Anwesen der vom Kloster ab-
hängigen oder um dieses siedelnden Leute angeschlossen haben
dürften. Nur hier auf der Südseite kann auch das Hauptportal
der Kirche gesucht werden, da es der umwohnenden Bevölkerung
und den Fremden von außen, nicht vom Wirtschaftshof aus,
Zutritt in das Gotteshaus gewährt haben muß. Seine genauere
Lage zu bestimmen, war freilich nicht mehr möglich. Ebenso
wenig gelang es, den Punkt festzustellen, an dem die östlich der
Kirche nachgewiesene Umfassungsmauer des Klosterbezirkes wieder-
um den Anschluß, sei es an das Gotteshaus, sei es an die Ummauer-
ung des Wirtschaftshofes gewann.
Der Hauptzugang zur Klausur muß wohl auf der Seite des
Wirtschaftshofes zu suchen sein; man erreichte ihn, nachdem man
das westlich der Kirche in jenen führende Portal durchschritten
hatte. Vielleicht, daß ein zweites Portal hier auf der Nordseite
des Baumes q, zwischen den beiden nach Norden reichenden
Mauerfortsätzen gelegen hat. Nur nebensächliche Bedeutung kann
dagegen die in Verbindung mit dem im Osten vom Wasser herauf-
führenden Treppenaufgang anzunehmende Pforte gehabt haben,
die in den korridorartigen Vorraum 1 mündete. Sie diente wohl
lediglich beschränkteren Verkehrsbedürfnissen des Klosters. In
den seitlich dieses Treppenaufganges durch besondere Mauern ab-
geteilten Baumabschnitten, die z. T. schon über den Böschungs-
rand hinübergreifen, wird man nur Gartengelände oder Hofraum
zu sehen haben.
Einheitlich und aus einem Guß erscheint die in Bretigny
durch die Grabung zutage geförderte Klosteranlage fränkischer
Zeit. Kirche, Klausur und Wirtschaftshof sind spätestens un-
mittelbar vor 754 anzusetzen, dem Jahr, in dem Stephan II. hier
seine Synode hielt. Während der aufgefundene Kirchengrundriß
in verschiedener Hinsicht unsere Kenntnis von dem Entwicklungs-
gang der fränkischen Architektur bereichern dürfte, geben die
 
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