Kallist und Tertullian.
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wurden vorgetragen und der wackere Peregrinus — diesen Namen
trug er damals noch — hieß hei ihnen ein neuer Sokrates. Ja
sogar aus einigen Städten der Provinz Asien kamen Leute, die die
Christen im Namen ihrer Gemeinde abgeschickt hatten, um Bei-
stand zu leisten, die Verteidigung zu führen und den Mann zu
trösten. Sie entwickeln nämlich eine unglaubliche Rührigkeit,
sobald sich etwas dergleichen ereignet, was ihre gemeinschaft-
lichen Interessen berührt; nichts ist ihnen alsdann zu teuer. So
flössen denn auch damals von ihrer Seite dem Peregrinus aus Anlaß
seiner Gefangenschaft nicht unbeträchtliche Geldsummen zu, und
er verschaffte sich daraus keine geringe Einnahmequelle“ (Hans
Achelis, Das Christentum in den ersten drei Jahrhunderten,
1912, I, 293, Nr. 29). Gewiß hat Lucian-zu diesem höhnischen
Bilde aus eigener Anschauung da oder dort gewonnene Züge ver-
wertet, aber als lehrreich für die christliche Märtyrerverehrung
und Märtyrerfürsorge überhaupt.
Man vergleiche ferner die bösartige Sprache Tertullians De
jejun. c. 17: ,,Apud te agape in caccabis fervet, fides in culinis
calet, spes in ferculis jacet. Sed majoris est agape, quia per hanc
adulescentes tui cum sororibus dormiunt. Appendices scilicet
gulae lascivia atque luxuria est . . . Ad elogium gulae tuae pertinet,
quod duplex apud te praesidentibus honor binis partibus depu-
tatur . . . Quis sanctior inter vos, nisi convivandi frequentior,
nisi obsonandi pollucibilior, nisi calicibus instructior ?“ Auch hier
arbeitet der Spötter mit Zügen, die er aus dem Leben schöpft
und vergröbert und verzerrt, aber nicht allein der karthagischen,
sondern der ganzen katholischen Kirche will er damit ihr Bild
verhalten. Ebenso mag der Vorfall mit dem betrunkenen Märtyrer,
der schließlich mit der Verleugnung auf den Lippen starb (De
jejun. c. 12), in Karthago gespielt haben, aber er ist ihm eben ein
Beleg für die kirchliche Schlemmerei und ihre Folgen.
Darum wirft auch Essers Nachweis, daß es „metalla“ wohl
in der römischen Provinz Afrika, aber nicht im näheren oder
entfernteren Umkreis von Rom gegeben habe (S. 24f.), für unsere
Frage gar nichts ab. Zudem setzt der kurze Satz Tertullians
über die Zufluchtnahme zu den Märtyrern in den Bergwerken
nicht notwendig Augenzeugschaft voraus und auch für römische
Bekenner gab es Bergwerke als Verbannungsstätten, zwar nicht
im Umkreis Roms, aber in Sardinien. Gerade von Kallist berichtet
Hippolyt (Phil. IX, 12), daß er in die sardinischen Bergwerke
Sitzungsberichte der Heidelb. Akad.. philos.-hist. Kl 1919 22. Abh.
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wurden vorgetragen und der wackere Peregrinus — diesen Namen
trug er damals noch — hieß hei ihnen ein neuer Sokrates. Ja
sogar aus einigen Städten der Provinz Asien kamen Leute, die die
Christen im Namen ihrer Gemeinde abgeschickt hatten, um Bei-
stand zu leisten, die Verteidigung zu führen und den Mann zu
trösten. Sie entwickeln nämlich eine unglaubliche Rührigkeit,
sobald sich etwas dergleichen ereignet, was ihre gemeinschaft-
lichen Interessen berührt; nichts ist ihnen alsdann zu teuer. So
flössen denn auch damals von ihrer Seite dem Peregrinus aus Anlaß
seiner Gefangenschaft nicht unbeträchtliche Geldsummen zu, und
er verschaffte sich daraus keine geringe Einnahmequelle“ (Hans
Achelis, Das Christentum in den ersten drei Jahrhunderten,
1912, I, 293, Nr. 29). Gewiß hat Lucian-zu diesem höhnischen
Bilde aus eigener Anschauung da oder dort gewonnene Züge ver-
wertet, aber als lehrreich für die christliche Märtyrerverehrung
und Märtyrerfürsorge überhaupt.
Man vergleiche ferner die bösartige Sprache Tertullians De
jejun. c. 17: ,,Apud te agape in caccabis fervet, fides in culinis
calet, spes in ferculis jacet. Sed majoris est agape, quia per hanc
adulescentes tui cum sororibus dormiunt. Appendices scilicet
gulae lascivia atque luxuria est . . . Ad elogium gulae tuae pertinet,
quod duplex apud te praesidentibus honor binis partibus depu-
tatur . . . Quis sanctior inter vos, nisi convivandi frequentior,
nisi obsonandi pollucibilior, nisi calicibus instructior ?“ Auch hier
arbeitet der Spötter mit Zügen, die er aus dem Leben schöpft
und vergröbert und verzerrt, aber nicht allein der karthagischen,
sondern der ganzen katholischen Kirche will er damit ihr Bild
verhalten. Ebenso mag der Vorfall mit dem betrunkenen Märtyrer,
der schließlich mit der Verleugnung auf den Lippen starb (De
jejun. c. 12), in Karthago gespielt haben, aber er ist ihm eben ein
Beleg für die kirchliche Schlemmerei und ihre Folgen.
Darum wirft auch Essers Nachweis, daß es „metalla“ wohl
in der römischen Provinz Afrika, aber nicht im näheren oder
entfernteren Umkreis von Rom gegeben habe (S. 24f.), für unsere
Frage gar nichts ab. Zudem setzt der kurze Satz Tertullians
über die Zufluchtnahme zu den Märtyrern in den Bergwerken
nicht notwendig Augenzeugschaft voraus und auch für römische
Bekenner gab es Bergwerke als Verbannungsstätten, zwar nicht
im Umkreis Roms, aber in Sardinien. Gerade von Kallist berichtet
Hippolyt (Phil. IX, 12), daß er in die sardinischen Bergwerke
Sitzungsberichte der Heidelb. Akad.. philos.-hist. Kl 1919 22. Abh.
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