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Jacobs, Emil [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 24. Abhandlung): Untersuchungen zur Geschichte der Bibliothek im Serai zu Konstantinopel, 1 — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37730#0036
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Handschriftensammler des XVI. Jahrhunderts.

im Serai. Von Patmos, vom Athos und seinen Schätzen hat
Gerlach wohl gehört* 1, niemals aber — in fünf Jahren — von solchen
des Serai!
In demselben Jahre, da Stephan Gerlach aus Konstantinopel
zurückkehrte, kamen in Deutschland eine Anzahl Kataloge von
Sammlungen griechischer Handschriften an den Tag, die sich in
Konstantinopel im Besitze von Privatpersonen befanden oder
befinden sollten. Von Johann Hartung, Professor der griechischen
Sprache in Freiburg i. Br., in dessen Hände sie auf bisher nicht
aufgeklärtem Wege gelangt waren, hatte Georgius Galaminus diese
Kataloge zur Herausgabe erhalten, in lateinischer Übersetzung
erschienen sie 1578. Das kleine Heftchen: Bibliotheca sive Antiqui-
tates Urbis Constantinopolitanae, Straßburg i. E.: Nie. Wyriot 1578,
ist nicht sehr bekannt geworden, aber die darin stehenden Kataloge,
oft und immer von neuem mit stummem Staunen wiederabgedruckt,
haben bis auf den heutigen Tag nicht aufgehört, ihre Leser in be-
trächtliche Aufregung zu versetzen, die nicht gemindert worden
ist, seit die griechischen Originaltexte veröffentlicht worden sind2.
Auf den Inhalt dieser Kataloge, auf die Frage, ob und wieweit
sie „echt“ sind, gehe ich heute hier nicht näher ein3, genug, daß
sie die merkwürdigsten, unglaublichsten Dinge enthalten, so im
Katalog librorum hinc inde extantium: Msvdvögov xw/xcodiai und
Cbihfjqiovoq xcojuq)dia£! Der Grundstock der hier verzeichneten Samm-
lungen, von denen dieses Corpus catalogorum, das in der uns jetzt
vorliegenden Form zwischen 1565 und 1575 zustande gekommen
ist, ein Bild gibt, ist viel älter. Schon 1554 hat Hans Dernschwam
aus der dort genannten Bibliothek des Antonios Kantakuzenos die
Handschriften des Zonaras (cod. Monac. graec. 324) und Matth.
Blastares (Augsburg, Fugger-Archiv) erworben4, Busbeck einige
fesseurs de l’ecole des langues orientales vivantes . . . 1889, Tome II (= Publi-
cations de l’ecole des langues orientales vivantes, Serie III, Vol. 6), Paris
1889, S. 201 ff., aus cod. Tubing. Mb 37.
1 Athos: Tagebuch S. 30, 127, 484; Patmos: S. 249.
2 Rich. Foerster, De antiquitatibus et libris manuscriptis Constantino-
politanis (Gratulationsschrift der Universität Rostock zur Vierhundert jahr-
feier der Universität Tübingen), Rostock 1877.
3 Über diese Kataloge, ihre Besitzer, die Handschriften und ihren
Verbleib werde ich binnen kurzem an anderem Orte ausführlich berichten.
4 Dernschwam, Tagebuch Bl. 220 notiert: Antonius Cantacusenus und
sein Bruder Manuel Cantacuseno zu Venedig. — Zonaras: Th. Büttner-
Wobst, Studien zur Textgeschichte des Zonaras, in Byz. Ztschr. I 1892
S. 202f. — Matth. Blastares: Hartig a. a. O. S. 40; Förster a. a. O. S. 24 Nr. 13.
 
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