Metadaten

Jacobs, Emil [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 24. Abhandlung): Untersuchungen zur Geschichte der Bibliothek im Serai zu Konstantinopel, 1 — Heidelberg, 1919

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37730#0039
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Diego Hurtado de Mendoza.

31

Aber hat denn nicht Pelliciers gefährlichster Konkurrent auf
dem Gebiete des Sammelns griechischer Handschriften, der zu
derselben Zeit kaiserlicher Gesandter in Venedig war, hat nicht
Don Diego Hurtado de Mendoza von Sultan S u 1 e j m a n II damals
(vor 1543, wo er als Gesandter nach England ging) griechische
Handschriften als Geschenk übersandt erhalten ?
Was man später im Escorial, wohin die Bibliothek Mendozas
1576 kam, über den Umfang dieses Geschenkes wissen wollte, ist
maßlos übertrieben: es sollte ein ganzes Schiff graecis calcimo
exaratis libris onusta gewesen sein. Der Zeitgenosse Mendozas,
Ambrosio de Morales, spricht in seinem Mendoza 1575 gewidmeten
Werk „Las Antigüedades de las ciudades de Espana“ nur von
seis caxas. Wie groß diese sechs Kisten waren, was und wieviel
sie enthalten, wir wissen es nicht, alle vermeintliche Kenntnis der
Handschriften que diö il Turco hat Graux’ Kritik ein für allemal
zerblasen. Nur eine einzige Handschrift aus dem Geschenk Sulej-
mans ist heute nachweisbar, die Handschrift Q I 13 im Escorial,
eine Eintragung in ihr besagt: Bibliorum historiae Volumen a
Genesi ad libros Maccabeorum, XL quaternionibus, de quo in indice
Didaci de Mendoga scriptum erat manu propria sic: „Antiquum,
antequam invenirentur libri Esdrae; inventum in scriniis Can-
tacuzeni et missum ab imperatore Turcarum". Dabei kann
man nur an den Kaiser Johannes Kantakuzenos denken, und
da in der Handschrift selbst nichts auf diesen als früheren
Besitzer hinweist, müßte die Provenienz allein auf der An-
gabe des Geschenkgebers beruhen. Ob sie richtig ist oder nicht,
bleibt hier gleichgültig, sie gab dem Stücke einen besonderen Wert
oder sollte ihn doch geben. Sie kann erfunden sein, aber es ist
auch nicht ausgeschlossen, daß sie durch Überlieferung, münd-
liche oder schriftliche, mit der Handschrift verbunden war1.
Woher hatte Sulejman der Große diese und die anderen Hand-
schriften genommen ? Daß sie aus einer Bibliothek im Serai stam-
men, davon ist kein Wort überliefert worden! (Siehe unten S. 81.)
Hat der Sultan sie zum Zwecke des Geschenkes an Mendoza erst
zusammenbringen, kaufen lassen ? Es ist möglich. Oder sind sie
doch einem im Serai zu Konstantinopel vorhandenen Bücher-
vorrat entnommen ? Die Überlieferung schweigt, schweigt auch bei
1 Vgl. über die ganze Angelegenheit: Charles Graux, Essai sur les
origines du fonds grec de l’Escorial, Paris 1880 (Bibliotheque de l’ecole des
hautes etudes, Fase. 46), S. 174ff.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften