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Jacobs, Emil [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 24. Abhandlung): Untersuchungen zur Geschichte der Bibliothek im Serai zu Konstantinopel, 1 — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37730#0082
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Dominico von Jerusalem.

Die Abschreiber der Relation Dominicos haben das ebenso-
wenig verstanden wie der Transscriptor und Herausgeber Chierici.
Sie sind offenbar dem Irrtum verfallen, daß in den Worten
(H Z. 24): grande ciascuno doi braccia, di larghezza cioe di tre palmi
Vuno: et lunghi piü di tre für eine Dimension das Maß zweimal, und
zwar, wie ihnen schien, verschieden angegeben sei, und halfen sich,
indem sie das eine der beiden — wegließen.
M(ussi) bezw. seiner Vorlage liegt, wie oben gezeigt, ein dem
Harleianus im großen und ganzen konformer Text zugrunde, den
er gelegentlich verstümmelt wiedergibt. Das ist auch an dieser
Stelle geschehen, aber die richtigen, für uns wichtigen Maße sind
stehen geblieben und — nur darin beruht an dieser Stelle M’s Wert
— stützen den bisher im Harleianus allein überlieferten korrekten
Text über die Maße der Handschriften. M (oben Z. 24f.) über-
liefert für zwei Dimensionen genau dieselben Maße wie der Harlei-
anus. Die Worte in M sono grossi mit grande ciascuno, grosso als
„groß“ mit grande zu gleichen und damit das Fehlen der Angabe,
für welche Dimension das auf sono grossi unmittelbar folgende
tre palmi Vuno gelten soll, zu konstatieren, geht nicht an1. Viel-
mehr hat M mit dem Text, den er vorfand, nichts anzufangen
gewußt, doi braccia als vermeintliches Maß der Breite ignoriert
und das Maß von drei Palmen auf die Dicke der Handschriften
bezogen: sono grossi tre palmi Vuno e lunghi tre.
Chierici bezw. seine Vorlage verfuhr anders und — doch eben-
so. Daß Dominico die außerordentliche Größe der Handschriften
hervorheben wollte, begriff er, er verstand den Text zwar nicht,
aber das große Maß wollte er doch retten. Er ließ die „drei
Palmen lang“ weg und bevorzugte für das Längenmaß die doi
braccia seines Textes! Beimcod. Berolinensis (s. o. Taf. I Anm. z.Z.23)
derselbe Vorgang: hier wird das cioe di tre palmi Vuno als Er--
läuterung zu due braccia di larghezza gefaßt und — weggelassen,
sodaß nun zu lunghi piü di tre der Leser nur braccia ergänzen
kann. Wir werden sehen, daß das tatsächlich geschehen ist. —
Die Koruptel ist behoben, der ursprüngliche, rich-
tige Text im Harleianus ermittelt. Was nun berichtet Do-
minico von dem Format jener kostbaren Handschriften? Er setzt
ihre Breite auf drei Palmen (eine Elle) = 66 cm, ihre Höhe auf
1 grosso ist bei Dominico immer „dick, stark“, so von Saeulen: sedici
grosse colonne S. 7f„ 11, 35.
 
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