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Jacobs, Emil [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 24. Abhandlung): Untersuchungen zur Geschichte der Bibliothek im Serai zu Konstantinopel, 1 — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37730#0093
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Michel Baudier.

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sondern durch fremde Schuld in seinemWerte völlig ver-
kannt, hat Dominico unter fremdem Namen fortgelebt.
Wenige Jahre nach der ersten Veröffentlichung durch Ghierici
ist Dominicos Relation zu einem beträchtlichen Teil in französischer
Übersetzung und Umfassung in ein Werk übernommen worden, das
sich während des 17. Jahrhunderts einer außerordentlichen Beliebt-
heit und Verbreitung erfreut hat: in die Histoire generale du Serrail
des Michel Baudier, Dieses Buch hat die von Dominico gegebene
Kunde von dem Handschriftenschatz des Seraiin der Welt verbreitet,
fast wörtlich und doch — entstellt bis zur Unglaubhaftigkeit!
Von der Persönlichkeit des Verfassers wissen wir fast nichts.
Er war Südfranzose, in Languedoc 1589 geboren. Gentilhomme de
la maison du Roi et historiographe de France nennen ihn die Druck-
privilegien. Man darf ihn jener Gattung der amateurs zurechnen,
die weniger wissenschaftbereichernd als geschmackbestimmend
wirken. In den 30er Jahren des Jahrhunderts treffen wir ihn im
weiteren Kreise derer um Peiresc, den er gelegentlich besucht, mit
seinen Werken beschenkt, für seine Nachforschungen zu erwärmen
versteht. Er reist zwischen Frankreich und Italien, seine Samm-
lungen an Büchern und Handschriften bereichernd, Nachrichten
von den Großen der Wissenschaft ab- und zutragend. Die höfische
Stellung scheint ihn nicht eben beglückt zu haben, aber die sich
aus ihr ergebenden Beziehungen hat er genutzt, nicht zuletzt für
seine zahlreichen Bücher. Sie behandeln zu einem Teil die fran-
zösische Geschichte, vor allem aber den Orient1. Hier ist er, obwohl
er die Lande nie mit eigenen Augen gesehen, in gewissem Sinne,
wenigstens für Frankreich, bahnbrechend geworden.
Frankreich entdeckt im 17. Jahrhundert auf neuen Wegen
den Orient für sich. Von den Kolonisationsprojekten Henri IV.
und Richelieus bis zur Gründung der Ecole des langues orientales
1 Über Baudier vgl. C. Hippeau in: Nouvelle biographie generale, T. 4,
Paris: Didot 1869, S. 768f. — Lettres de Peiresc aux freres Dupuy p. p.
Tamizey de Larroque (Collection de documents inedits sur l’histoire de
France, Sürie II), T. 2, Paris 1890. 1633: S. 532ff. Besuch Baudiers
bei Peiresc, seine Käufe, hat Briefe und Nachrichten aus Italien gebracht,
von Holsten, Kircher, die Gefangensetzung Galileis in Rom bestätigt. — T. 3,
Paris 1892. 1635: S. 341. Baudier hat seine Bücher an Peiresc gesandt, ihn
für seine Histoire de Romieu, Minister der Provence interessiert, vgl. S. 351,
478. — Für seine direkten Quellen vgl. z. B. seine Histoire de la Cour du Roy
de la Chine. Rouen 1642 ( zuerst 1624), B. 17: .Vestois present en Van 1616,
lorsqu’un Flamand Jesuiste fraischement arrive de la Chine racontoit au Roy,

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