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Jacobs, Emil [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 24. Abhandlung): Untersuchungen zur Geschichte der Bibliothek im Serai zu Konstantinopel, 1 — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37730#0142
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Girardin und die Handschriften Mustafas.

Gefangenschaft und Schwachsinn, wie immer und in welchem
Maße sie Mustafas Körper und Geist gefesselt haben mögen, er
ist doch fähig gewesen an Büchern, an Handschriften, an griechi-
schen Handschriften sich zu freuen und sie in reicher Zahl um sich
zu versammeln. Der Gang seines Lebens erklärt, warum so viele
den Siegelstempel des Prinzen Mustafa tragen, von den in Paris
erhaltenen 16 zeigen ihn 15, gegen 1 mit dem Siegel des Sultans
Mustafa, bei den verschollenen wird das Verhältnis kaum ein
anderes gewesen sein. Was aber diese Siegel von Mustafa dem
Sammler griechischer Handschriften, von Mustafa dem Bücher-
liebhaber unwiderleglich künden, das findet seine Bestätigung in
einer Notiz, die bisher übersehen worden ist, und der auch in Er-
manglung der erst jetzt wieder erkannten Zeugen bisher ein Gewicht
nicht hätte beigemessen werden dürfen.
II occupait son plus grancl loisir ä la lecture des bons livres.
So sagte man von Mustafa. Die Nachricht gellt auf ein Mitglied
der französischen Gesandtschaft in Konstantinopel um 1617, viel-
leicht auf ihren Chef, Harlay de Sancy selbst zurück* 1, denselben
Kreis, denselben Mann, der damals aus der Seraibibliothek, die
die Bibliothek der Paläologen enthalten sollte, den vollständigen
Livius zu erwerben versuchte (s. oben S. 99f.). Die Bestätigung, die
die Nachricht über die literarischen Neigungen Mustafas nunmehr
Relazione die Pietro Foscarini 1641, S. 98. — Hammer a. a. O. S. 545 f. ^
Baudier- am gleich zu nennenden Ort.
1 Michel Baudier, Inventaire de l’histoire generale des Turcs. . ..
Ed. III, Paris 1631, 4°, S. 803; vgl. oben S. 82 f., 84. Das Werk enthält
für die Zeit, die Baudier miterlebt hat, wichtige und zuverlässige Nachrichten,
die z. T. von Augenzeugen herrühren, zweifellos Mitgliedern der französischen
Gesandtschaft in Konstantinopel, denen Baudier als gentilliomme de la maison
du Roy, Consciller et Historiographe de sa Majeste in der Hofgesellschaft
begegnete. Insbesondere sind ihm die Verhältnisse der durch ihren skanda-
lösen Abschluß vielbesprochenen Harlayschen Gesandtschaft wohl vertraut.
Vgl. oben S. 85 Anm. 1. Er schildert Harlays Antrittsaudienz 1611,
Inventaire S. 718 (fast wörtlich, aber verallgemeinert dann übernommen
in der Histoire du Serail Livre I, cap. 8, Rouen 1642, S. 79ff.) und es
heißt da vom Kanal zwischen Pera und Constantinopel aussi large deux
fois comme la Seine devantle Louvre ä Parisl Ebenso die Hochzeit Mahomet
Paschas 1612, Inventaire S. 730f. = Hist, du Serail S. 135 ff.; den Einzug
Ahmed II. in Constantinopel 1612, Inventaire S. 741 f. = Hist, du Serail
S. 205 f.; die Geschichte des Großveziers Nussuf Pascha 1614, Inventaire
S. 704 f. = Hist, du Serail S. 347 f.; die Gefangensetzung des Duc Koreski
nebst Frau, Schwiegermutter und Schwägerin 1616, die Rettungsaffaire,
an der angeblich Mitglieder der Gesandtschaft beteiligt waren 1617,.
 
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