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Jacobs, Emil [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 24. Abhandlung): Untersuchungen zur Geschichte der Bibliothek im Serai zu Konstantinopel, 1 — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37730#0145
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Prinz und Sultan Mustafa.

133

Bereits Villoison hat die Aufmerksamkeit auf eine Notiz
gelenkt, die sich in des Dositheos’ Geschichte der Patriarchen von
Jerusalem findet. Dositheos, Patriarch von Jerusalem (1641 bis
1707), berichtet dort1, daß „um das Jahr 1680“ s^Bu^ocvtiov s^sßockov
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und gibt dann Auszüge aus diesem, einer Chronik von Konstantinopel
s. XVI. Unter Annahme eines weiten Spielraums in der Zeitangabe
, ,um das J ahr 1680 “o der eines leichten Gedächtnisfehlers Dositheos’
ist es möglich, diese Mitteilung auf den Verkauf der 185 Hand-
schriften zu beziehen, die Besnier und Marcel bei Seite gelassen
hatten; jene Chronik hätte dann zu diesen gehört. Wenn Dositheos’
auch nicht ausdrücklich sagt, daß die kaiserliche Bibliothek sich
im Serai befinde, so hat er dies doch sicher gemeint und damit nur
die Tradition seiner Patriarchenvorgänger weitergegeben (vgl. oben
S. 105). Dann aber hat Dositheos — und das bleibt die Haupt-
sache — nicht geglaubt, daß damit der Vorrat an
griechischen Handschriften erschöpft sei, denn er
sagt ausdrücklich yjtic, znl tou vuv chapsvsx.
In Frankreich hat Girardins vermeintlicher Erfolg und seine
Feststellung: il rCen reste plus de cette langue dans le Serrail zur
Folge gehabt, daß man den Bestand der „Seraibibliothek“
an griechischen Handschriften für erschöpft hielt und deshalb ein
weiteres Bemühen um diese Bibliothek für die nächsten Jahr-
zehnte unterließ. Erst 40 Jahre später wendet man in Paris ihr
die Aufmerksamkeit von neuem zu. Mittlerweile aber hatte sich
im Serai die Sachlage vollkommen geändert: 1719 hat Sultan
Ahmed III. im dritten Hofe des Serai das noch heute
stehende und zu gleichem Zwecke benutzte Bibliotheks-
gebäude errichtet (Plan: 10).
Zusammenfassung.
Ich fasse die Resultate dieser Abhandlung zusammen.
Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts hat niemand,
jedenfalls kein Okzidentale, Kenntnis von einer Bib-
liothek im Serai zu Konstantinopel gehabt.

1 Villoison a. a. O. S. 5 f.; Dositheos, Patriarch von Jerusalem:
'IaTopla 7rspl töv ev 'IspocoXüfjioK; TaTpiap^suarfcv-rcov. Bukarest 1715, Bd. 2,
 
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