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Jacobs, Emil [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 24. Abhandlung): Untersuchungen zur Geschichte der Bibliothek im Serai zu Konstantinopel, 1 — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37730#0151
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Die Corvina.

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Ibrahim Madezar Pascha um 1559; an den französischen Gesandten
Girardin um 1668, vielleicht auch an Mendoza um 1540) verschenkt
zu werden“1. Ist schon das Verbringen von Staats wegen nach
Konstantinopel nicht überliefert, sondern nur erschlossen, so ist
die Geschichte von den Schenkungen an die genannten drei die
reine Phantasie. Wie es um das Geschenk Sulejmans an Mendoza
bestellt ist, hat Graux gezeigt1: daß Handschriften der Corvina
darunter gewesen wären, hat bis auf Abel niemand erzählt. Was
es aber mit den Handschriften, die Girardin aus dem Serai erhielt,
für eine Bewandtnis hat, ist oben (S. 120ff.) dargelegt:2 weder sind
sie ihm geschenkt worden, noch ist eine einzige Corvin-Handschrift
unter ihnen3. Und daß die einzige Handschrift, in der der Name
Ibrahim Madezar Paschas steht, die sich noch dazu in der Serai-
bibliothek 1869 vorgefunden hat4, diesem 1588 geschenkt oder
geliehen worden sei, ist eine nicht zu beweisende, leichtfertige Ver-
mutung. In demselben Jahre wie Abel äußert sich Ludwig Fischer
im gleichen Sinne, nur daß er wieder 1526 „einen anderen Teil der
Corvinischen Bibliothek von Soliman nach Constantinopel gebracht
und im Serai aufbewahrt“ werden läßt5. Und 1891 heißt es in
Fraknöis weit verbreitetem, „auf Grund archivalischer For-
schungen“ beruhenden Buche über Matthias Corvinus von seiner
Bibliothek: „Ein anderes Theil derselben schaffte nach Eroberung
Ofens durch die Türken (1541) der gelehrte Großvezier Ibrahim
nach Konstantinopel“6. Nur daß der Großwesir Ibrahim bereits
1 Die Bibliothek des Königs Matthias Corvinus (nach einem am 4. März
1878 in der ungarischen Academie der Wissenschaften gehaltenen Vortrage
des Verfassers), in: Literarische Berichte aus Ungarn. Hrsg, von Paul Hun-
falvy. Jg. 2, Budapest 1878, S. 560.
2 Vgl. oben S. 31, 81.
3 Daß der von Girardin in Konstantinopel erworbene cod. Paris, lat.
7239 ohne ausreichenden Grund und nur vermutungsweise als corvinischer
Kodex angesprochen worden ist, ist aus Delisle. Le Cabinet des manuscrits I,
Parisl878, S. 297 zu ersehen. Mit Recht hat ihm deshalb Weinberger a. a. O.
S. 46 gegen Csontosi die Zugehörigkeit zur Corvina abgesprochen. Vgl. oben
S. 132 A. 2.
4 Budapest, Bibliothek des Nationalmuseums, Nr. 12 bei Weinberger
a. a. O. S. 19; vgl. Fischer am gleich zu nennenden Ort S. 16 u. 29 (XXIX).
5 König Mathias Corvinius und seine Bibliothek, Wien 1878. Im Selbst-
verläge des Vereins „Mittelschule“, Wien 1878, S. 16.
6 Wilhelm Fraknöi, Mathias Corvinus. Mit Genehmigung des Verfas-
sers aus dem Ungarischen übersetzt. Freiburg i. B. 1891, S. 301. Vorher
ebenso, aber ohne Jahresangabe Vambery, vgl. Ungarische Revue, Jg. 9, 1889,
 
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