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Jacobs, Emil [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 24. Abhandlung): Untersuchungen zur Geschichte der Bibliothek im Serai zu Konstantinopel, 1 — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37730#0155
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Die Corvina.

143

Statuen, Werke des Giovanni Dalmata, die dann auf dem Hippo-
drom in Konstantinopel aufgestellt wurden* 1.
Dschalalzade Nischandschipasclia (gest. 1567), Sekretär der
kaiserlichen Ausfertigungen, ein mit den höchsten Ämtern betrauter
Historiker, und der ausgezeichnete, zuverlässige Historiker Mustafa
ibn Ahmed 'Ali (gest. 1599) schweigen beide über irgend welche
Entführung von Denkmalen oder sonstigen Werken der Kunst.
„Dies darf nicht wundernehmen — meint Karabacek — wird'doch
auch gänzliches Stillschweigen über das Schicksal der glänzendsten
Beute bewahrt, die ein Eroberer je machen konnte: der berühmten
Bibliothek des Königs Matthias Corvinus mit ihrem Reichtum an
zahlreichen, von der Hand Attavantes und anderer Künstler der
florentinischen Schule illuminierten Handschriften“2.
Aber ex silentio orientalischer Quellen auf die Entführung
dieser glänzenden Beute nach Konstantinopel zu schließen, geht
nicht an. Hören wir, was die Zeitgenossen im Westen über die
Einnahme Ofens und seiner Burg zu sagen wissen.
Da ist zunächst Alexius Thurzo, Schatzmeister von Ungarn,
der am 29. Sept. 1526 an König Siegismund schreibt: (Budae Soli-
man) nihil intactum dicitur reliquisse, preter castrum regium, quod
quam diu duret, nemo divinare polest3. Und Stephan Broderics,
der Kanzler von Ungarn, der aus der Schlacht von Mohacs das
Leben gerettet hatte, sagt in seiner Relation über diese: Caesar
ä Beigrade. C’est ainsi que ces jardeaux immenses arriverent en pays musulman,
port6s sur les epaules complaisantes du ,hammal‘ d’un courant rapide. Devant
le palais du maudit vaincu etaient aussi deux canons monstrueux et trois statues
d’un travail merveilleux; les uns et les autres furent enlev6s comme des trophees
glorieux, et embarques avec les autres bagages sur des batiments de Iransport_
Le pascha (Ibrahim) . . . pour donner un suiet de meditation aux hommes intelli-
gents et curieux de s’instruire, il fit transporter les statues ä Constantinople, oü
on les hissa sur des pi6destaux dans VAt-Meidan; leur vue devait rappeier sans
cesse au Souvenir des passants cette Campagne memorable. — Vgl. Karabacek
a. a. O. S. 91.
1 Karabacek a. a. O. S.86ff. und die dort angeführte Literatur. —
Auch Benedetto Ramberti, der 1533 in Konstantinopel war, erwähnt eine
der Statuen, Delle cose de Turchi libri tre, Venedig 1541 (zuerst 1539), Bl. 12:
Vi e uno Hercule di bronzo portato di Hungaria. Von der Verbringung der
Bibliothek nach Konstantinopel weiß dieser spätere Bibliothekar derMarciana
nichts! Vgl. oben S. 18.
2 Karabacek a. a. O. S. 93.
3 Hurmuzaki, Documente privitore la Istoria Romänilor II, 2, Bukarest
1892, S. 564.
 
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