Heidnisch-antike Weissagung in Wort und Bild zu Luthers Zeiten. 67
der biedere Schwabe aus, dessen Leibesfülle Luther ja in einem
Briefe sehr humorvoll als ,,Überfracht für den Nachen Charons“
bespöttelte. Prof. Otto Tschirch127 hat 1906 die Vermutung ausge-
sprochen, daß Carion ein gräzisierter Joh.Nägelein gewesen wäre, der
1514 an der Universität von Tübingen immatrikuliert war. Diese Ver-
mutung findet ihre unzweideutige Bestätigung durch dasWappen, auf
dem drei Nelken
(Nägelein = Ca-
riophyllon)
„sprechend“ an-
gegeben sind.—
Aus dem ernst-
haften männli-
chen Gesicht und
besonders aus
dem Auge Cari-
ons spricht kluge
Beobachtungs-
kraft; und man
begreift, daß die
Hohenzollern
und die Refor-
matoren ihn glei-
chermaßen als
diplomatischen
Vermittler
schätzten.
Luther hat
ihn nach seinem
Tode alsMagier
bezeichnet128 und
auch Remhold123 Abb. 29. Kurfürst, aus derselben Handschrift wie Abb. 28.
nennt ihn aus-
drücklich „insignis necromanticus“. Aber dieser Verdacht der
Magie hatte ja auch Melanchthon, wie aus seinem erwähnten
127 Johannes Garion, Kurbrandenburgischer Hofastrolog, in:
36./37. Jahresbericht des Histor. "Vereins zu Brandenburg a. d. H. (1906),
S. 54-62.
128 Brief an Jonasu. anderevom26. Februarl540. Briefwechsel(Enders)
XIII, 4.
129 In der S. 13 Anm. 20 zit. Leipziger Handschr., fol. 109.
5’
der biedere Schwabe aus, dessen Leibesfülle Luther ja in einem
Briefe sehr humorvoll als ,,Überfracht für den Nachen Charons“
bespöttelte. Prof. Otto Tschirch127 hat 1906 die Vermutung ausge-
sprochen, daß Carion ein gräzisierter Joh.Nägelein gewesen wäre, der
1514 an der Universität von Tübingen immatrikuliert war. Diese Ver-
mutung findet ihre unzweideutige Bestätigung durch dasWappen, auf
dem drei Nelken
(Nägelein = Ca-
riophyllon)
„sprechend“ an-
gegeben sind.—
Aus dem ernst-
haften männli-
chen Gesicht und
besonders aus
dem Auge Cari-
ons spricht kluge
Beobachtungs-
kraft; und man
begreift, daß die
Hohenzollern
und die Refor-
matoren ihn glei-
chermaßen als
diplomatischen
Vermittler
schätzten.
Luther hat
ihn nach seinem
Tode alsMagier
bezeichnet128 und
auch Remhold123 Abb. 29. Kurfürst, aus derselben Handschrift wie Abb. 28.
nennt ihn aus-
drücklich „insignis necromanticus“. Aber dieser Verdacht der
Magie hatte ja auch Melanchthon, wie aus seinem erwähnten
127 Johannes Garion, Kurbrandenburgischer Hofastrolog, in:
36./37. Jahresbericht des Histor. "Vereins zu Brandenburg a. d. H. (1906),
S. 54-62.
128 Brief an Jonasu. anderevom26. Februarl540. Briefwechsel(Enders)
XIII, 4.
129 In der S. 13 Anm. 20 zit. Leipziger Handschr., fol. 109.
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