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A. Warburg:
Briefe an Camerarius130 hervorgeht, nicht verhindert, ihn astro-
logisch zu befragen, wie denn auch Camerarius 1536 das Urteil
des historischen Dr. Faustus über die .politische Lage wissen
will, obgleich dieser in Wittenberg bei Luther und Melanchthon
als nekromantischer Schwindler in Verruf war. Camerarius
mußte ja sogar in Konkurrenz mit Dr. Faustus den Weisem
ein Horoskop für die Expedition nach Venezuela stellen, was
Dr. Faust besser gemacht zu haben scheint als Camerarius131.
In unserem Zusammenhänge gewinnt auch die von Kilian Leib132
bezeugte Äußerung des Dr. Faust aus dem Jahre 1528 besondere
Bedeutung, daß eine bestimmte Planetenkonjunktion (in diesem
Falle Sonne und Jupiter) mit dem Auftreten von Propheten im
engsten Zusammenhänge stände.
Melanchthon, Carion, Camerarius, Gauricus, Faust und Seba-
stian Brant könnten zu einem geheimen Augurenbund „Nergal-
etir“ gehört haben. Denn auch in der Kometenlehre sind die
Araber, die in dem hellenistischen Erbe doch sicher babylonisches
Ureigentum überliefern, die Vermittler. Melanchthon fragt bei
seinem Camerarius angstvoll an133, ob der Komet auch nicht zur
schwertförmigen Klasse gehöre, wie Plinius sie aufstellte. Für das
Verhältnis der Araber zur Antike und zum Abendland ist es charak-
teristisch, daß noch im Text zu einer französischen Schwertkometen-
Illustration (nach Plinius) von 1587 (vgl. Abb. 30) der Araber
Alkindi ausdrücklich als Quelle genannt wird.
Den Brief an Camerarius schrieb Melanchthon am 18. August,
einen Tag später als den an Carion, und am selben Tage teilte auch
Luther dem Wenceslaus Link die Erscheinung des Kometen mit.
Er schreibt ihm Näheres über die Richtung des Schweifes
130 Vgl. Beil. A. II.
131 ygp Friedrich Kluge, Bunte Blätter (Freiburg 1908), S. 7—10.
132 Yg}_ Karl Schottenloher in der Riezler-Festschrift (Gotha 1913),
S. 92f., und Leybs „Gründtliche Anzeygung“ (1557) Bl. 140 selbst, die über
Lichtenbergers Persönlichkeit und astrologische Weltanschauung höchst
Bemerkenswertes enthält.
133 Brief an Camerarius vom 18. 8.1531 (CR II. 518f.): Vidimus cometen,
qui per dies amplius decem iam se ostendit in occasu Solstitiali. Mihi quidem
videtur mihari his nostris regionibus . . Quidam affirmant esse ex illo genere,
quos vocat Plinius Eicpiat;. . Quaeso te ut mihi scribas, an apud vos etiam
conspectus sit. . si tarnen conspectus est, describe diligenter, et quid iudicet
Schonerus, significato.
A. Warburg:
Briefe an Camerarius130 hervorgeht, nicht verhindert, ihn astro-
logisch zu befragen, wie denn auch Camerarius 1536 das Urteil
des historischen Dr. Faustus über die .politische Lage wissen
will, obgleich dieser in Wittenberg bei Luther und Melanchthon
als nekromantischer Schwindler in Verruf war. Camerarius
mußte ja sogar in Konkurrenz mit Dr. Faustus den Weisem
ein Horoskop für die Expedition nach Venezuela stellen, was
Dr. Faust besser gemacht zu haben scheint als Camerarius131.
In unserem Zusammenhänge gewinnt auch die von Kilian Leib132
bezeugte Äußerung des Dr. Faust aus dem Jahre 1528 besondere
Bedeutung, daß eine bestimmte Planetenkonjunktion (in diesem
Falle Sonne und Jupiter) mit dem Auftreten von Propheten im
engsten Zusammenhänge stände.
Melanchthon, Carion, Camerarius, Gauricus, Faust und Seba-
stian Brant könnten zu einem geheimen Augurenbund „Nergal-
etir“ gehört haben. Denn auch in der Kometenlehre sind die
Araber, die in dem hellenistischen Erbe doch sicher babylonisches
Ureigentum überliefern, die Vermittler. Melanchthon fragt bei
seinem Camerarius angstvoll an133, ob der Komet auch nicht zur
schwertförmigen Klasse gehöre, wie Plinius sie aufstellte. Für das
Verhältnis der Araber zur Antike und zum Abendland ist es charak-
teristisch, daß noch im Text zu einer französischen Schwertkometen-
Illustration (nach Plinius) von 1587 (vgl. Abb. 30) der Araber
Alkindi ausdrücklich als Quelle genannt wird.
Den Brief an Camerarius schrieb Melanchthon am 18. August,
einen Tag später als den an Carion, und am selben Tage teilte auch
Luther dem Wenceslaus Link die Erscheinung des Kometen mit.
Er schreibt ihm Näheres über die Richtung des Schweifes
130 Vgl. Beil. A. II.
131 ygp Friedrich Kluge, Bunte Blätter (Freiburg 1908), S. 7—10.
132 Yg}_ Karl Schottenloher in der Riezler-Festschrift (Gotha 1913),
S. 92f., und Leybs „Gründtliche Anzeygung“ (1557) Bl. 140 selbst, die über
Lichtenbergers Persönlichkeit und astrologische Weltanschauung höchst
Bemerkenswertes enthält.
133 Brief an Camerarius vom 18. 8.1531 (CR II. 518f.): Vidimus cometen,
qui per dies amplius decem iam se ostendit in occasu Solstitiali. Mihi quidem
videtur mihari his nostris regionibus . . Quidam affirmant esse ex illo genere,
quos vocat Plinius Eicpiat;. . Quaeso te ut mihi scribas, an apud vos etiam
conspectus sit. . si tarnen conspectus est, describe diligenter, et quid iudicet
Schonerus, significato.