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Cartellieri, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 6. Abhandlung): Charles Rogier — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37683#0019
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Charles Rogier.

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war Rogier stark beteiligt. Der Kongreß erregte als „Vorläufer
der Anarchie“ großes Aufsehen. König Louis Philippe hielt es
für geraten, den Schwiegersohn vor dieser verwegenen Vereinigung
zu warnen, sie gemahne ihn an die Kommune von 1792, wie sie
vom Hotel de ViJle aus der Convention Nationale ihre Gesetze
diktiert habe. König Leopold möge keinesfalls Mitglieder und
Anhänger des Kongresses zu seinen Ministern berufen. Keinem
anderen als Rogier galt der Hieb. Wurde er doch in erster Linie
von der katholischen Presse als Ultraliberaler verketzert! Ein
Jahr später ungefähr mußte ihm König Leopold trotz inneren
Widerstrebens die Neubildung des Ministeriums anbieten: gerade
dieser „Anarchist“ führte Belgien mit starker Hand durch alle
Stürme, welche die Februarrevolution entfesselte. Abgesehen von
den belanglosen Putschen bei Quievrain und Risquons-tout kam
es nicht zu Unruhen. Gerade der jüngste Königsthron von Europa
geriet nicht ins Wanken. „Les idees de la revolution franpaise,
pour faire le tour du monde, n’ont plus besoin de passer par la
Belgique“, konnte ein belgischer Liberaler einem französischen
Republikaner zurufen. Mit Stolz pries Rogier in der Kammer
den herrlichen Hafen, in welchem Belgien sich mit Würde und
Sicherheit aufhalten könne. Wie früher schon wies er auf die Not-
wendigkeit eines starken Heeres hin. Die Neutralität sei gewiß
Belgiens Recht und Stärke. Aber nur dann würde die Neutralität
von den anderen Nationen geachtet, wenn das Land sie auch
verteidigen könne. „Ohne Heer ist Belgien kein neutrales Gebiet
mehr, sondern ein Gebiet, das allen Einfällen von Norden und
Süden und Osten her offensteht. Zweifellos kostet das Heer viel
Geld. Was würde aber eine Invasion kosten, die nur acht Tage,
was eine allgemeine Unordnung kosten, die nur vierundzwanzig
Stunden dauert ?“
Der Unabhängigkeitsfeier im September wußte Rogier, der
musterhaft Volksfeste zu veranstalten verstand, besonderen Glanz
zu verleihen. Mit freudigem Stolz empfingen die Mitglieder der
neugebildeten Garde Civique ihre Fahnen aus den Händen des
Königs.
Im Anfänge seines dritten Ministeriums (12. August 1847 bis
31. Oktober 1852) nahmen die Zustände in Flandern Rogiers Auf-
merksamkeit besonders in Anspruch. Während der letzten Jahre
hatte eine wirtschaftliche Krisis das einst so blühende Land stark

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