Agatharchidea.
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enthält über die κοινά gar nichts. Es muß also wohl vorher da-
von gehandelt gewesen sein, und man sieht leicht, wie gut das
gerade im Anschluß an die σχήματα und στοιχεία geschehen
konnte. — Das Kriterium nun für diese ganze Gruppe von Begriffen
war für die Pythagoreer natürlich nicht die α’ίσθησις1, sondern
der λόγος από των μαθημάτων περιγινόμενος, der dem All wesens-
verwandte Deuter des Alls (Philol. VS l2, 239, 22ff.). Es konnte
also in diesem Zusammenhang sehr wohl die Rede auch davon
sein, wie Pythagoras dies geistige Organon pflegte und ausbildete.
Daher denn wohl in § 7 die Stelle über die δίαιτα: die mißbilligte
Nahrung παχύνει τον νουν. Umgekehrt lieferte das Folgende
allgemeine Beweise für die geistige Leistungsfähigkeit des Meisters:
ότι τον Πυθαγόραν πολλά φασι προειπεΐν, και πάντα έκβήγαι (§ 8).
Es bedarf kaum des Hinweises, daß der Verfasser auch hierbei
auf dem Boden der älteren Tradition bleibt, die über Aristoteles
bis auf Theopomp und Andron zurückführt2.
Die Sache dürfte dann so weiter gegangen sein. Seiner (auf
die Zahl begründeten) Wissenschaft habe zuerst Pythagoras den
Namen Philosophie gegeben (Aetius 280, 17). Und hieran schließt
der Verfasser in § 9 die dem Peripatetiker3 * geläufige Einteilung
der Philosophie, die θεωρητική und φυσική zusammennimmt und
der Ethik gegenüberstellt, beide (materiale) Hauptgebiete von der
(formalen) Logik absondernd. An dieser Stelle hat er, den Zu-
sammenhang lockernd, der den Fortschritt vom λόγος μαθηματι-
κός zur α’ίσθησις (§ 10) forderte, der Art des Agatharchides ge-
mäß offenbar den kleinen Exkurs ins Philosophiegeschichtliche,
über Platons Zusammenhang mit den Pythagoreern gemacht, der
den Photius interessierte, so daß er daraus die Sätze des § 9 fest-
hielt. Bezeichnend ist dabei für des Verfassers Denkart und Rich-
tung, daß er Platons Anschluß nicht in deteriorem partem inter-
1 Über deren Nebenrolle vgl. Philolaus Fr. 11 VS l2, 243, 12. —· oi
μέν ούν Πυθαγόρειοι, sagt Aristoteles Met. 989 b, 29, ταΐς μέν άρχαΐς καί τοΐς
στοιχείοις έκτοπωτέρως χρώνται των φυσιολόγων, τό δ’ αίτιον, δτι παρέλαβον αύτάς
ούκ έξ αισθητών.
2 Eusebius pr. ev. 10, 3, 6f. und Aristot. Fr. 191 min. Vgl. auch Pfeiffer
Ein Topos der Philosophenlegende, in seinen Studien z. ant. Sternglauben
(Stoich. 2, 1916) 97. Über ein interessantes doxographisches Überbleibsel
zum Thema „die Mantik und die Pythagoreer“ Jäger, Nemesios 54.
3 Von der pythagoreischen Philosophie ist, wie Zeller l5, 1, 396 be-
merkt, eine solche Einteilung sonst nicht überliefert.
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enthält über die κοινά gar nichts. Es muß also wohl vorher da-
von gehandelt gewesen sein, und man sieht leicht, wie gut das
gerade im Anschluß an die σχήματα und στοιχεία geschehen
konnte. — Das Kriterium nun für diese ganze Gruppe von Begriffen
war für die Pythagoreer natürlich nicht die α’ίσθησις1, sondern
der λόγος από των μαθημάτων περιγινόμενος, der dem All wesens-
verwandte Deuter des Alls (Philol. VS l2, 239, 22ff.). Es konnte
also in diesem Zusammenhang sehr wohl die Rede auch davon
sein, wie Pythagoras dies geistige Organon pflegte und ausbildete.
Daher denn wohl in § 7 die Stelle über die δίαιτα: die mißbilligte
Nahrung παχύνει τον νουν. Umgekehrt lieferte das Folgende
allgemeine Beweise für die geistige Leistungsfähigkeit des Meisters:
ότι τον Πυθαγόραν πολλά φασι προειπεΐν, και πάντα έκβήγαι (§ 8).
Es bedarf kaum des Hinweises, daß der Verfasser auch hierbei
auf dem Boden der älteren Tradition bleibt, die über Aristoteles
bis auf Theopomp und Andron zurückführt2.
Die Sache dürfte dann so weiter gegangen sein. Seiner (auf
die Zahl begründeten) Wissenschaft habe zuerst Pythagoras den
Namen Philosophie gegeben (Aetius 280, 17). Und hieran schließt
der Verfasser in § 9 die dem Peripatetiker3 * geläufige Einteilung
der Philosophie, die θεωρητική und φυσική zusammennimmt und
der Ethik gegenüberstellt, beide (materiale) Hauptgebiete von der
(formalen) Logik absondernd. An dieser Stelle hat er, den Zu-
sammenhang lockernd, der den Fortschritt vom λόγος μαθηματι-
κός zur α’ίσθησις (§ 10) forderte, der Art des Agatharchides ge-
mäß offenbar den kleinen Exkurs ins Philosophiegeschichtliche,
über Platons Zusammenhang mit den Pythagoreern gemacht, der
den Photius interessierte, so daß er daraus die Sätze des § 9 fest-
hielt. Bezeichnend ist dabei für des Verfassers Denkart und Rich-
tung, daß er Platons Anschluß nicht in deteriorem partem inter-
1 Über deren Nebenrolle vgl. Philolaus Fr. 11 VS l2, 243, 12. —· oi
μέν ούν Πυθαγόρειοι, sagt Aristoteles Met. 989 b, 29, ταΐς μέν άρχαΐς καί τοΐς
στοιχείοις έκτοπωτέρως χρώνται των φυσιολόγων, τό δ’ αίτιον, δτι παρέλαβον αύτάς
ούκ έξ αισθητών.
2 Eusebius pr. ev. 10, 3, 6f. und Aristot. Fr. 191 min. Vgl. auch Pfeiffer
Ein Topos der Philosophenlegende, in seinen Studien z. ant. Sternglauben
(Stoich. 2, 1916) 97. Über ein interessantes doxographisches Überbleibsel
zum Thema „die Mantik und die Pythagoreer“ Jäger, Nemesios 54.
3 Von der pythagoreischen Philosophie ist, wie Zeller l5, 1, 396 be-
merkt, eine solche Einteilung sonst nicht überliefert.