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Otto Immisch:
άπαντι τώ γένει δωρησαμένης, τδ άθάνατον (Philon π. αφθαρσίας
κόσμου 8, nachwirkend hei Ocellus; vgl. Schmekel a. a. 0. 433)..
Mehr noch mochte für Agatharchides der viel ältere Dicäarch
in Betracht kommen, der ihn sonst als Kultarhistoriker und
erdkundlicher Forscher gewiß sehr gefesselt hat, bei dem ihn
aber nach seiner ganzen Art die materialistische Auffassung, die
statt der Seele nur körperliche Funktionen anerkennen wollte1,
abstoßen mußte, und dies um so mehr, als Dicäarchs Lehre nicht
eindruckslos gewesen ist. Atticus a. a. Ο. 810A: τούτω (sc.
Άριστοτέλει) επόμενος Δικαίαρχος καί τάκόλουθον ικανός ών θεω-
ρεΐν άνήρηκε την όλην ύπόστασιν της ψυχής (noch Nemesios 29 ρ. 69
Matth.: οί μέν άλλοι την ψυχήν ουσίαν είναι λέγουσιν, Αριστο-
τέλης δέ καί Δικαίαρχος ανούσιον). Dazu kam, daß diese
Psychologie über Aristoxenus, der in der Seele eine corporis
intentio und Harmonie sah, gerade an das Pythagoreertum
anzuknüpfen war (Cic. Tusc. 1, 19; vgl. 41 und die Stellen
FHG 2, 290, 82). Der rechte Vertreter des Pythagoreismus
wird dagegen für Agatharchides in diesem Falle Alcmäon
gewesen sein (wobei für uns die Bedenken von Wilamowitz’,
Platon 1, 456 und 707, gegen Echtheit und Alter des Buches, da
es doch jedesfalls schon Platon und Aristoteles lasen, nicht weiter
in Betracht kommen). Da war die Seele unsterblich διά τό έοι-
κέναι τοΐς άθανάτοις (d. h. den Gestirnen), τούτο δ’ ύπάρχειν
αύτή ώς άεί κινούμενη, κινεισθαι γάρ καί τά θεία πάντα συνεχώς
αεί, σελήνην ήλιον τούς άστέρας καί τον ουρανόν όλον (Aristot.
Psych. 405 a 29). Damit hat schon Simplicius den Un-
sterblichkeitsbeweis im Phädrus in Zusammenhang gebracht
(vgl. Wachtler, de Alcm. Crot., L. 1896, 57). Da außerdem die
Seele für Alcmäon unkorperlich war (trotz Wachtlers Bedenken
gegen diese Ansicht Roiides), so schien die Möglichkeit gegeben,
an diese pythagoreisch-platonische Lehrüberlieferung auch Ari-
stoteles anzugliedern, insofern nicht der νους παθητικός φθαρτός
in Betracht gezogen wurde, sondern der χωριστός καί απαθής καί
αμιγής τή ουσία ών ένεργεία, womit freilich die schon erwähnten
Auslegungsmöglichkeiten erst recht begannen. Zu beachten ist
dabei für unseren Verfasser, wie er gleich im nächsten Para-
graphen (440a 39; vgl. 440b 6) sich ausdrückt: έχει γάρ (ό
άνθρωπος) θείαν μέν δύναμιν την λογικήν und später (440b 13):
1 Cicero, Tusc. 1, 21 mit Pohlenz’ Note.
Otto Immisch:
άπαντι τώ γένει δωρησαμένης, τδ άθάνατον (Philon π. αφθαρσίας
κόσμου 8, nachwirkend hei Ocellus; vgl. Schmekel a. a. 0. 433)..
Mehr noch mochte für Agatharchides der viel ältere Dicäarch
in Betracht kommen, der ihn sonst als Kultarhistoriker und
erdkundlicher Forscher gewiß sehr gefesselt hat, bei dem ihn
aber nach seiner ganzen Art die materialistische Auffassung, die
statt der Seele nur körperliche Funktionen anerkennen wollte1,
abstoßen mußte, und dies um so mehr, als Dicäarchs Lehre nicht
eindruckslos gewesen ist. Atticus a. a. Ο. 810A: τούτω (sc.
Άριστοτέλει) επόμενος Δικαίαρχος καί τάκόλουθον ικανός ών θεω-
ρεΐν άνήρηκε την όλην ύπόστασιν της ψυχής (noch Nemesios 29 ρ. 69
Matth.: οί μέν άλλοι την ψυχήν ουσίαν είναι λέγουσιν, Αριστο-
τέλης δέ καί Δικαίαρχος ανούσιον). Dazu kam, daß diese
Psychologie über Aristoxenus, der in der Seele eine corporis
intentio und Harmonie sah, gerade an das Pythagoreertum
anzuknüpfen war (Cic. Tusc. 1, 19; vgl. 41 und die Stellen
FHG 2, 290, 82). Der rechte Vertreter des Pythagoreismus
wird dagegen für Agatharchides in diesem Falle Alcmäon
gewesen sein (wobei für uns die Bedenken von Wilamowitz’,
Platon 1, 456 und 707, gegen Echtheit und Alter des Buches, da
es doch jedesfalls schon Platon und Aristoteles lasen, nicht weiter
in Betracht kommen). Da war die Seele unsterblich διά τό έοι-
κέναι τοΐς άθανάτοις (d. h. den Gestirnen), τούτο δ’ ύπάρχειν
αύτή ώς άεί κινούμενη, κινεισθαι γάρ καί τά θεία πάντα συνεχώς
αεί, σελήνην ήλιον τούς άστέρας καί τον ουρανόν όλον (Aristot.
Psych. 405 a 29). Damit hat schon Simplicius den Un-
sterblichkeitsbeweis im Phädrus in Zusammenhang gebracht
(vgl. Wachtler, de Alcm. Crot., L. 1896, 57). Da außerdem die
Seele für Alcmäon unkorperlich war (trotz Wachtlers Bedenken
gegen diese Ansicht Roiides), so schien die Möglichkeit gegeben,
an diese pythagoreisch-platonische Lehrüberlieferung auch Ari-
stoteles anzugliedern, insofern nicht der νους παθητικός φθαρτός
in Betracht gezogen wurde, sondern der χωριστός καί απαθής καί
αμιγής τή ουσία ών ένεργεία, womit freilich die schon erwähnten
Auslegungsmöglichkeiten erst recht begannen. Zu beachten ist
dabei für unseren Verfasser, wie er gleich im nächsten Para-
graphen (440a 39; vgl. 440b 6) sich ausdrückt: έχει γάρ (ό
άνθρωπος) θείαν μέν δύναμιν την λογικήν und später (440b 13):
1 Cicero, Tusc. 1, 21 mit Pohlenz’ Note.