Studien über Rudolf von Ems.
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um Erbarmen 1, 10 — 12; Bitte um Verleihung einer dankbaren
Einsicht in die Güte Gottes 1, 13—15.
b) 1, 19 — 1, 28 Christus: diu wisheit 1,27, Menschwerdung,
nochmals Gotteskindschaft, Taufe.
c) 1,29 — 2,15 Gott Schöpfer: unermeßlich 1,29 — 2,1; die
Planeten 2, 2 — 2, 4; die vier Elemente 2, 5. 6; die Tiere 2, 7. 8;
Tag und Nacht, Sonne 2, 9 — 12; Gott ist unendlich vollkommen
2, 13; allwissend, die unorganische Natur 2, 14. 15.
d) 2, 16—2, 25 Der heilige Geist: diu güete 2, 23, der Ver-
leiher der Gabe der Kunst.
Der Prolog zu Wolframs Willehalm umfaßt also die Gott-
heit und das Universum, in absteigender Stufenreihe vom
Allgemeinen zum Einzelnen, von der Trinität zur sichtbaren
Welt mit dem kosmischen System1, den beseelten und unbeseel-
ten Körpern bis zu dem einzelnen Individuum, dem Dichter und
seinem Werk.
Der Prolog zum Barlaam.
Der Prolog zum Barlaam 1, 1—5, 24 ist in einfacher, schmuck-
loser Sprache abgefaßt. Er zerfällt in einen religiösen und einen
weltlichen Abschnitt.
A. Religiöser Teil, 1, 1—4, 24.
a) 1, 1—3, 28 ist ein Preisgebet der Trinität und enthält eine
Erklärung derselben.
I. 1, 1—24 Das Wesen der Trinität. Die Auffassung be-
ruht auf der Lehre des Alanus (vgl. zu dieser Baumgartner,
bes. S. 132ff.). Schon in Wolframs Willehalmprolog haben
sich Beziehungen zu Alanus erkennen lassen, stärker treten
solche bei Rudolf hervor. Wie weit Rudolf derartig mit Alanus
übereinstimmende Stellen unmittelbar aus diesem bezogen
hat, ist nicht festzustellen, sicher aber ist, daß der Doctor univer-
salis auf die theologische und auf die allgemeine gelehrte Bildung
am Ende des 12. und weit hinein ins 13. und 14. Jahrhundert
einen großen Einfluß ausgeübt hat. Besonders sein Anticlau-
dianus war eine Quelle für die Theologie, für die Trivialwissen-
schaft und speziell für die Rhetorik2. Alpha et Ö (damit beginnt
1 Vgl. Parz. 782, 1 ff.
2 Vgl. Marie Gothein, Archiv f. Religionswissenschaft 9, 344 ff.; Got-
frid und seine Beziehungen zu Alanus s. Ulrich Stöckle, Die theologischen
Ausdrücke und Wendungen im Tristan Gottfrieds v. Straßburg, Tübinger
Diss., S. 50—54.
Ehrismann, Studien über Rudolf von Ems.
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um Erbarmen 1, 10 — 12; Bitte um Verleihung einer dankbaren
Einsicht in die Güte Gottes 1, 13—15.
b) 1, 19 — 1, 28 Christus: diu wisheit 1,27, Menschwerdung,
nochmals Gotteskindschaft, Taufe.
c) 1,29 — 2,15 Gott Schöpfer: unermeßlich 1,29 — 2,1; die
Planeten 2, 2 — 2, 4; die vier Elemente 2, 5. 6; die Tiere 2, 7. 8;
Tag und Nacht, Sonne 2, 9 — 12; Gott ist unendlich vollkommen
2, 13; allwissend, die unorganische Natur 2, 14. 15.
d) 2, 16—2, 25 Der heilige Geist: diu güete 2, 23, der Ver-
leiher der Gabe der Kunst.
Der Prolog zu Wolframs Willehalm umfaßt also die Gott-
heit und das Universum, in absteigender Stufenreihe vom
Allgemeinen zum Einzelnen, von der Trinität zur sichtbaren
Welt mit dem kosmischen System1, den beseelten und unbeseel-
ten Körpern bis zu dem einzelnen Individuum, dem Dichter und
seinem Werk.
Der Prolog zum Barlaam.
Der Prolog zum Barlaam 1, 1—5, 24 ist in einfacher, schmuck-
loser Sprache abgefaßt. Er zerfällt in einen religiösen und einen
weltlichen Abschnitt.
A. Religiöser Teil, 1, 1—4, 24.
a) 1, 1—3, 28 ist ein Preisgebet der Trinität und enthält eine
Erklärung derselben.
I. 1, 1—24 Das Wesen der Trinität. Die Auffassung be-
ruht auf der Lehre des Alanus (vgl. zu dieser Baumgartner,
bes. S. 132ff.). Schon in Wolframs Willehalmprolog haben
sich Beziehungen zu Alanus erkennen lassen, stärker treten
solche bei Rudolf hervor. Wie weit Rudolf derartig mit Alanus
übereinstimmende Stellen unmittelbar aus diesem bezogen
hat, ist nicht festzustellen, sicher aber ist, daß der Doctor univer-
salis auf die theologische und auf die allgemeine gelehrte Bildung
am Ende des 12. und weit hinein ins 13. und 14. Jahrhundert
einen großen Einfluß ausgeübt hat. Besonders sein Anticlau-
dianus war eine Quelle für die Theologie, für die Trivialwissen-
schaft und speziell für die Rhetorik2. Alpha et Ö (damit beginnt
1 Vgl. Parz. 782, 1 ff.
2 Vgl. Marie Gothein, Archiv f. Religionswissenschaft 9, 344 ff.; Got-
frid und seine Beziehungen zu Alanus s. Ulrich Stöckle, Die theologischen
Ausdrücke und Wendungen im Tristan Gottfrieds v. Straßburg, Tübinger
Diss., S. 50—54.
Ehrismann, Studien über Rudolf von Ems.
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