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Ehrismann, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 8. Abhandlung): Studien über Rudolf von Ems: Beiträge zur Geschichte d. Rhetorik u. Ethik im Mittelalter — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37685#0062
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62

Gustav Ehrismann:

gebraucht, denn es soll begreiflich gemacht werden, weshalb der
schlichte Kaufmann diesen ehrenden Beinamen trug: wie kam
daz, von welher art, daz du der guote Gerhart wurde zaller erst
genant 911—914. 926—928. Es kann auffallen, daß heimlich inner-
halb 640 und 680 siebenmal vorkommt, dabei augenfällig beab-
sichtigt in der Wiederholung niht wan vil heinltchen mit
einer heinltchen schar 655 (vgl. 647. 675 f.), aber der
Dichter will ausdrücklich Gewicht darauf legen, daß der
Kaiser incognito gekommen ist, daz er im Seite msere durch
waz er körnen wsere so rekte heimlichen dar 673—675.
Ebenso ist der Grund bei der Wiederholung von rät 836 bis
860, kouf (koufmanschaft, koufschätz) 2813. 15. 16. 30. 34, vgl.
1287-1300. 1501-1521. 2180-2185. 2388. 90, sprechen 4253
bis 4259 kein ästhetischer, sondern ein rationeller: der heim-
gebrachte Kaufpreis bildet den Mittelpunkt eines gedanklichen
— nicht eines gefühlsmäßigen — Interesses. Durch den mehr-
fachen Gebrauch von gebirge 1231—1254 und 2624—2648 wird
die Aufmerksamkeit zusammengefaßt auf diesen herrschenden
Punkt im Landschaftsbild. Zuweilen kann nicht unterschieden
werden, ob eine Wiederholung wegen des Gefühlswertes oder wegen
des Denkwerts geschieht.
Überhaupt läßt sich nicht immer mit Bestimmtheit erkennen,
ob eine Wiederholung auf technischer Absicht des Autors beruht:
er kann auch unbewußt dasselbe Wort mehrmals in kurzen Ab-
ständen gebraucht haben, sei es daß er der gewöhnlichen Sprech-
weise folgt (oratio humilis), in der ja unter bestimmten Bedin-
gungen die mehrfache Setzung naturgemäß sich einstellt1, oder
daß er im sprachlichen Ausdruck nachlässig und ungewandt ist.
Im Barlaam überwiegen infolge des geistlichen Stoffes die
didaktischen Partien über die lyrischen, christliche Lehre ist zum
größten Teil der Inhalt der geblümten Stellen. Die symptoma-
tische Bedeutung der Wortwiederholung zeigt sich deutlich: die
Heilslehre, eine Summa Theologiae, 49, 37 — 177, 36, ist z. B.
reicher damit ausgestattet als die Disputation über die Heiden-
götter 225, 3—271, 10; Höhepunkte der Glaubensoffenbarung sind
dabei formal noch besonders ausgezeichnet, ebenso natürlich die
gefühlserregten Momente, z. B. die innere Erleuchtung Josaphats

1 Behaghel a. a. O., bes. S. 529ff.
 
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