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Ehrismann, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 8. Abhandlung): Studien über Rudolf von Ems: Beiträge zur Geschichte d. Rhetorik u. Ethik im Mittelalter — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37685#0075
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Studien über Rudolf von Ems.

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bungen und Beispiele der Wortwiederholung, die genau auf Rudolfs
Manier passen. Wortwiederholung (variatio) und Wortspiel, Alli-
teration, Reihen (articulus, congeries) sind seine hauptsächlichsten
Koloraturen. Alan kann die Rede erweitern (amplificare) oder kürzen
(curtare); man erweitert durch Variation des Begriffes(Wiederholung),
Leyser S. 874, 217ff.; bei der Kürzung, Leyser S. 900, 697ff.,
muß man den Pomp meiden, die Wiederholung des Wortes, zu
empfehlen ist der articulus punctim caesus 703, das kurz beschnit-
tene Satzglied (die Reihe). Aber kurz oder lang, immer soll die
Rede koloriert werden 744. Als Beispiel für Wiederholung wird
S. 937, 1281 ff., aufgestellt: Est papae leges sacras dictare,
minorum Praescriptum juris formam servare, sed errant Quam-
plures, Quorum te Papa redarguit error. Parcis, non punis,
enormia lucra sequentes. Illicitum eendunt et emunt sine ein die e
culpae. Papa potens, cujus non est breve posse memento Lin-
dictae. iBansuete pater quandoque mucronem Pxime; si dormit
cindicta, eagabitur errans. usw. Dann folgen weitere Alli-
terationen wie laboro, laterem, lavo, lege, legetur, und Wieder-
holungen wie posse . . posse; summi . . . summum; ponere quod
poni disponit, tollere tolli quod statuit, veile quod vult, odisse quod
odit ... V 1281 ff. Ähnliche Proben gibt auch Eberhard von
Bethune in seinem Labyrinth (s. oben S. 7). Hier also das gleiche
Blümungsprinzip wie bei Rudolf. Wie nahe aber die Beziehungen
Rudolfs zu der lateinischen Rhetorik sind, das zeigt , sich darin,
daß er solche Motive stilistisch hervorhebt, die auch Galfrid zu
schmücken empfiehlt. Es sind Darstellungen des Schmerzes (Galfr.
365ff. 1620ff.), der weiblichen Schönheit (569ff.), der Liebe
(545ff.), des Glanzes (candidus, candor 1651 ff. 1665 ff., vgl.
Rudolf: lieht), Jugend und Alter (682ff., vgl. Rudolf im g. Gerh.
1611 ff.), Rat (consilium 1683 ff., Rud. g. Gerh. rät 4361 ff., 5383ff.).
Bei der Ausmalung der Liebesszene treffen beide sogar in Einzel-
vorstellungen zusammen: Unicus astringit duo pectora nodus amoris
Galfr. 545 = von zwein üben einen kund in diu liebe machen g.
Gerh. 4736 f.; Oscula praefigit os ori 547 — ir minne wac von rotem
munde an roten munt kus gegen küsse tüsentstunt 4792 — 4794 (vgl.
4690—4696); cingit utrumque Mutuus et stringit amplexus 547 f.
= senfter umbevancA766, den minneclichen umbevanc 4848, der künic
nam die künegin . . an sinen arm, er druhte an sich . . den süezen Up
4671 ff., vgl. 4724f.; weinen Galfr. 548-550, g. Gerh. 4587-4589.
4735.
 
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