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Ehrismann, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 8. Abhandlung): Studien über Rudolf von Ems: Beiträge zur Geschichte d. Rhetorik u. Ethik im Mittelalter — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37685#0084
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84

Gustav Ehrismann:

Alexander und Willehalm sind Al. 3279—3282 = Willeh. 15633 bis
15636; Al. 3283 f. = Willeh. 15639 f.; Al. 3287 f. = Willeh. 156371. In
den Worten über den g. Gerhard liegt eine inhaltliche Abweichung,
Alex, hat wie vil notiger diet, Willeh. ein edel kumberhajte diet:
welche Lesung ist die ursprüngliche ? doch gewiß nötic, denn der
g. Gerh. hat an der entsprechenden Stelle einer notigen schar
1716 und es ist Adel wahrscheinlicher, daß das wörtliche Zitat
[nötic) das Ältere und die Variation (edel kumberhaft) das Spätere
ist. Hiermit aber handelt es sich um die ZitierungsAveise Rudolfs.
Es ist selten, daß er seine Quelle oder sich selbst in einer Reihe
von Versen wörtlich wiederholt, vielmehr sucht er bei solchen
Erinnerungsstellen den Ausdruck zu ändern, er befolgt also das
Prinzip der Variation1. In vorliegendem Falle ist nötic die durch
den g. Gerh. beglaubigte ursprüngliche Lesart, edel kumberhaft
die Variation. Die Lesart im Willeh. ein edel kumberhajte diet
läßt sich als Änderung erklären: Rudolf schrieb den Willehalm
ausdrücklich für eine höfische Gesellschaft, hier hob er durch das
Attribut edel das Ansehen der Personen seiner Erzählung, auch
kumberhaft mochte er wegen des stärkeren Ethos für nötic gewählt
haben, zugleich in Erinnerung an g. Gerh. 1708 in also kumber-
licher kraft (nötic und kumber in Verbindung Parz. 170, 25 f.,
s. ferner Mhd. Wb. und Lexer s. v., Register zu Rudolfs Willehalm
S. 266a, 268a und zur Weltchronik S. 576/577. 586a.). Im. Wille-
halm fehlt die Bezugnahme auf den Eustachius, was von ihm im
Alexander ausgesagt ist, gilt im Willeh. von Josaphat: und wie
sich von der heidenschaft bekerte nach der gotes kraft der guote sant
Eustachius Al. 3287—3289 = wie diu süeze Gotes kraft Bekerte von
der heidenschaft Den guoten Jösafäten Willeh. 15637—15639, außer-
dem sind aber auch noch die im Alexander auf Josaphat gehenden
Verse ihm im Willehalm verblieben: Al. 3283f. = Willeh. 15639f.,
dazu noch ein im Al. nicht vorkommender Vers tritt: Barläämes
wiser munt; hingegen fehlen im Willehalm die Verse 3285 f. des
Alexander. Prüft man auch hier die Varianten auf ihre Ursprüng-
lichkeit, ohne die oben vorausgeschickte allgemeine Erwägung über
1 Auch im Epilog des Barlaam, wo er sich auf den g. Gerh. bezieht,
nimmt Rudolf Gedanken dieses früheren Werkes unter Yariierung des Aus-
drucks auf: daz ich ze buoze wolde stän Bark 404, 35 = daz er da wil ze buoze
stän g. Gerh. 6925; ob mir würde kunt getan ein ander msere Barl. 404, 36f.
= wirt im ein anderz kunt getan g. Gerh. 6923; des bitet üf den erren wän Barl.
405,4 = des bitet üf den selben wän g. Gerh. 6927; wünschet heiles Barl. 405,
5. 7 = g. Gerh. 6919; vrceltche : riche Barl. 405, 9f. = g. Gerh. 6912f.
 
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