Studien über Rudolf von Ems.
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wibes minne 81—84, ritterliche — minnecliche 93 f., die Aufzählung
der hovelichen dinge 89 — 123). In diesen ritterlichen Idealwerten
liegt ein sittlicher Kern, denn die Minne ist hier getragen von der
charakterfestigenden Kraft der Treue und das Heldentum ist
höheren Zielen geweiht, denn Willehalm kämpft für das Recht
der unrechtmäßiger Weise Angegriffenen. So ist auch dies dem
Frauendienst gewidmete Buch (2301—2317. 15617f. 15655 bis
15661. 15668 f.) zur Auslösung seelischer Kräfte bestimmt (1 — 16.
89-123).
Der werlte pris durch werdekeit erringen ist auch hier das Ziel
des männlichen Strebens, der weite pris ist gleichsam das ethische
Schlagwort des Gedichtes: 9. 80. 82. 133—145. 240f. 258. 966.
1252f. 1634. 1686. 1882. 2050. 2097. 2111. 2126. 2354. usw., 15066.
15231. 15247. 15331. 15411. 15425f. 15454. 15529, Ruhm und Ehre
bei den Menschen sind für den Ritter die Triebfedern zum Handeln
in der Welt, in den Romanen wie im wirklichen Leben, und das
Herrenlob, mit dem Rudolf, seinem Gönner, dem mächtigen Schen-
ken von Winterstetten, huldigt, das höchste, das er ihm spenden
kann, ist eben der Preis seines hohen weltlichen Strebens: wan
sin gemiiete und ouch sin sin und aller siner tugende rat gar nach
der weite prise stät 2326—2328, der da für ist üz erwelt er si an
hohem muote (an hochstrebender Gesinnung), an werdekeit (an
Würdigkeit, Vortrefflichkeit), an guote (an Besitz) wahsende aller
tägelich 15650 — 15653 (vgl. 15057 — 15069). Also nach rein welt-
lichem Tüchtigsein (das utile, die bona fortunae) wird der Mann
eingeschätzt trotz der Tugendlehre des Christentums, und der
Ruhm ist das höchste Gut trotz der Verdammung, die die Kirche
über das Hauptlaster der Superbia und ihr Zubehör, die vana
gloria, aussprach. Aber nur scheinbar stehen sich hier Divina
und Humana gegenüber, denn auch der Weltruhm ist, wie alles
irdische Glück, eine Gabe Gottes (vgl. bes. 15129—15136. 15529ff.).
Sünde werden die weltlichen Glücksgüter, also auch der Ruhm,
für ihren Besitzer nur, wenn er sie sich selbst und nicht der Gnade
Gottes zuschreibt, wie der arme Heinrich getan hat.
Rudolf kann sich das Weltwesen nicht vorstellen ohne Gottes
zu gedenken, und so läßt er auch in diesem Abenteuerroman häufig
religiöse Bemerkungen einfließen. Ein frommer Glaube verbindet
auch hier die Menschen mit Gott (vgl. die Stellen unter Got in
Junks Register S. 253), und wie in den Alexanderprologen Gott
als der Urheber des irdischen Glückes aufgefaßt ist, so ist er hier
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wibes minne 81—84, ritterliche — minnecliche 93 f., die Aufzählung
der hovelichen dinge 89 — 123). In diesen ritterlichen Idealwerten
liegt ein sittlicher Kern, denn die Minne ist hier getragen von der
charakterfestigenden Kraft der Treue und das Heldentum ist
höheren Zielen geweiht, denn Willehalm kämpft für das Recht
der unrechtmäßiger Weise Angegriffenen. So ist auch dies dem
Frauendienst gewidmete Buch (2301—2317. 15617f. 15655 bis
15661. 15668 f.) zur Auslösung seelischer Kräfte bestimmt (1 — 16.
89-123).
Der werlte pris durch werdekeit erringen ist auch hier das Ziel
des männlichen Strebens, der weite pris ist gleichsam das ethische
Schlagwort des Gedichtes: 9. 80. 82. 133—145. 240f. 258. 966.
1252f. 1634. 1686. 1882. 2050. 2097. 2111. 2126. 2354. usw., 15066.
15231. 15247. 15331. 15411. 15425f. 15454. 15529, Ruhm und Ehre
bei den Menschen sind für den Ritter die Triebfedern zum Handeln
in der Welt, in den Romanen wie im wirklichen Leben, und das
Herrenlob, mit dem Rudolf, seinem Gönner, dem mächtigen Schen-
ken von Winterstetten, huldigt, das höchste, das er ihm spenden
kann, ist eben der Preis seines hohen weltlichen Strebens: wan
sin gemiiete und ouch sin sin und aller siner tugende rat gar nach
der weite prise stät 2326—2328, der da für ist üz erwelt er si an
hohem muote (an hochstrebender Gesinnung), an werdekeit (an
Würdigkeit, Vortrefflichkeit), an guote (an Besitz) wahsende aller
tägelich 15650 — 15653 (vgl. 15057 — 15069). Also nach rein welt-
lichem Tüchtigsein (das utile, die bona fortunae) wird der Mann
eingeschätzt trotz der Tugendlehre des Christentums, und der
Ruhm ist das höchste Gut trotz der Verdammung, die die Kirche
über das Hauptlaster der Superbia und ihr Zubehör, die vana
gloria, aussprach. Aber nur scheinbar stehen sich hier Divina
und Humana gegenüber, denn auch der Weltruhm ist, wie alles
irdische Glück, eine Gabe Gottes (vgl. bes. 15129—15136. 15529ff.).
Sünde werden die weltlichen Glücksgüter, also auch der Ruhm,
für ihren Besitzer nur, wenn er sie sich selbst und nicht der Gnade
Gottes zuschreibt, wie der arme Heinrich getan hat.
Rudolf kann sich das Weltwesen nicht vorstellen ohne Gottes
zu gedenken, und so läßt er auch in diesem Abenteuerroman häufig
religiöse Bemerkungen einfließen. Ein frommer Glaube verbindet
auch hier die Menschen mit Gott (vgl. die Stellen unter Got in
Junks Register S. 253), und wie in den Alexanderprologen Gott
als der Urheber des irdischen Glückes aufgefaßt ist, so ist er hier