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Gustav Ehrismann:
füllen (die. Regentenpflichten, kröne 15561), und doch mit Gott
vereint zu sein 15560 — 15563. Aber da er immerhin in der Welt
bleibt, so ist er nur ein justus, zu einem perfectus, einem voll-
kommenen miles sanctus1 ist erst der weise und abgeklärte Jofrit
geworden, die ideale Figur des Romans. Er hat den höchsten Stand
der Vollkommenheit erworben, er läßt alle irdische Ehre und
ergibt sich der Buße, um die Seele zu bewahren, er opfert sich Gott2
und wird ein Gottesritter 14807 — 14815. 15085 — 15094. 15145.
15217 —152253. Und mit der Kreuzfahrt seines Enkels, Gotfrids
von Brabant, des Eroberers vom heiligen Grab, schließt überhaupt
die ganze „äventiure“ 15586 — 15600. So endet die Minne- und
Heldenromantik des Abenteuerromans mit dem weltgeschicht-
lichen Ereignis des ersten Kreuzzugs und der stolze degen, der der
werlde werdekeit erstreit (75. 82), ist abgelöst durch den christlichen
Ritter, den edeln Gotes dienestman 15593.
Die Kirche hat den Menschen als Kämpfer dargestellt und
unterschieden zwischen dem miles materialis und dem miles chri-
stianus, der Gegensatz ist von Wolfram für das Rittertum poetisch
individualisiert in Gawein und Parzival, Hartmanns Erec und
Iwein sind Angehörige der ersten Art, Gregor ist der heilige Asket
wie Josaphat, Rudolfs Willehalm wendet sich von der Welt zu
Gott wie der arme Heinrich, doch ohne Seelenkampf. Es sind
sozial-ethische Typen, die das höfische Zeitalter sich gebildet hatte.
So schildert Rudolf im Willehalm und Jofrit Vertreter jener
zwei sittlichen Regionen, des weltlichen und des geistigen (christ-
lichen) Rittertums. Die Romane von Willehalm und Alexander
sind Erziehungsbücher für die ritterliche Gesellschaft, für die
höfische Jugend, wie sie Thomasin im Wälschen Gast empfiehlt
(s. oben); aber vom streng kirchlichen Standpunkt aus sind
rein weltliche der Laienbildung dienende Dichtungen freilich doch
nur „Lügen“. Solche Romane, vielleicht auch Minnelieder, meint
Rudolf mit den trügelichen mseren, die er früher gemacht habe,
Barl. 5, 10 — 13. Von ritterschaft, von minnen, von äventiure und
von der liehten sumerzit handelt diese weltliche Literatur und ihr
1 Vgl. Ehrismann, Ztschr. f. d. A. 56, 153f.
2 V. 15224 ist wohl zu lesen Der sele er wernde ruowe erwarp wie Barl.
397, 36—'38 sin hinevart erwarp daz wernde Gotes riche; zum Sinn von 15224f.
vgl. Parz. 499, 29f.
3 Willehalm als justus verhält sich zu Jofrit dem perfectus wie Gerhard
zu Josaphat.
Gustav Ehrismann:
füllen (die. Regentenpflichten, kröne 15561), und doch mit Gott
vereint zu sein 15560 — 15563. Aber da er immerhin in der Welt
bleibt, so ist er nur ein justus, zu einem perfectus, einem voll-
kommenen miles sanctus1 ist erst der weise und abgeklärte Jofrit
geworden, die ideale Figur des Romans. Er hat den höchsten Stand
der Vollkommenheit erworben, er läßt alle irdische Ehre und
ergibt sich der Buße, um die Seele zu bewahren, er opfert sich Gott2
und wird ein Gottesritter 14807 — 14815. 15085 — 15094. 15145.
15217 —152253. Und mit der Kreuzfahrt seines Enkels, Gotfrids
von Brabant, des Eroberers vom heiligen Grab, schließt überhaupt
die ganze „äventiure“ 15586 — 15600. So endet die Minne- und
Heldenromantik des Abenteuerromans mit dem weltgeschicht-
lichen Ereignis des ersten Kreuzzugs und der stolze degen, der der
werlde werdekeit erstreit (75. 82), ist abgelöst durch den christlichen
Ritter, den edeln Gotes dienestman 15593.
Die Kirche hat den Menschen als Kämpfer dargestellt und
unterschieden zwischen dem miles materialis und dem miles chri-
stianus, der Gegensatz ist von Wolfram für das Rittertum poetisch
individualisiert in Gawein und Parzival, Hartmanns Erec und
Iwein sind Angehörige der ersten Art, Gregor ist der heilige Asket
wie Josaphat, Rudolfs Willehalm wendet sich von der Welt zu
Gott wie der arme Heinrich, doch ohne Seelenkampf. Es sind
sozial-ethische Typen, die das höfische Zeitalter sich gebildet hatte.
So schildert Rudolf im Willehalm und Jofrit Vertreter jener
zwei sittlichen Regionen, des weltlichen und des geistigen (christ-
lichen) Rittertums. Die Romane von Willehalm und Alexander
sind Erziehungsbücher für die ritterliche Gesellschaft, für die
höfische Jugend, wie sie Thomasin im Wälschen Gast empfiehlt
(s. oben); aber vom streng kirchlichen Standpunkt aus sind
rein weltliche der Laienbildung dienende Dichtungen freilich doch
nur „Lügen“. Solche Romane, vielleicht auch Minnelieder, meint
Rudolf mit den trügelichen mseren, die er früher gemacht habe,
Barl. 5, 10 — 13. Von ritterschaft, von minnen, von äventiure und
von der liehten sumerzit handelt diese weltliche Literatur und ihr
1 Vgl. Ehrismann, Ztschr. f. d. A. 56, 153f.
2 V. 15224 ist wohl zu lesen Der sele er wernde ruowe erwarp wie Barl.
397, 36—'38 sin hinevart erwarp daz wernde Gotes riche; zum Sinn von 15224f.
vgl. Parz. 499, 29f.
3 Willehalm als justus verhält sich zu Jofrit dem perfectus wie Gerhard
zu Josaphat.