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Heinrich Vogt:
Breite des Sterns abhängigen Abstand der Sonne gemessen im
Horizont1, also dem Azimutunterschiede, und mit dem Neigungs-
winkel der Ekliptik gegen den Horizont.
Deshalb muß für jeden einzelnen Stern die Größe
des Ekliptikbogens unter dem Horizont durch Beob-
achtung festgestellt werden (δει άρα τηρήσεων καΕ’ ενα έκαστον
των αστέρων προς την τής ηλιακής υπό γήν διαστάσεως επί του ζωδιακού
κατάληψιν. 200, 14—17). Aus diesem Bogen und dem bekannten
Schnittwinkel der Ekliptik mit dem Horizont (Synt. Buch II
cap. 13) ist in jedem einzelnen Falle der Sehungsbogen zu berech-
nen (201, 14 — 202, 9). Der so gefundene Sehungsbogen ist für die-
selbe Phase desselben Sterns konstant (μενούσης πανταχή τής αύτής
δι’ αύτής 202, 10 — 11). Ist er für eine Phase in einer Breite fest-
gestellt, so gilt er für dieselbe Phase dieses Sterns in jeder andern
Breite und auch bei veränderter Präzession (Begründung, aller-
dings ohne Bücksicht auf veränderte Azimutabstände, 200,17—201,
13). Aus ihm und der bekannten Lage der Ekliptik (= Sternzeit,
bekannt dadurch, daß ein Stern von gegebener Länge und Breite
im Horizont steht) ist die Größe des Ekliptikbogens (202, 10—23),
die Länge der Sonne und das Datum der Phase zu bestimmen
(Phaseis 3, 14—16). Zahlenwerte der von Stern zu Stern und
von Phase zu Phase wechselnden Sehungsbogen gibt Ptolemäus
in der Syntaxis für Fixsterne nicht an, sondern nur für Planeten-
phasen im 7. Kapitel des letzten Buches.
Die ältere Theorie. Mit dieser echt naturwissenschaftlichen
Theorie der Fixsternphasen hat Ptolemäus eine reformatorische
Tat vollzogen und sich bewußt von der älteren Übung abgewendet,
die wir in den unter dem Sammelnamen μικρός άστρονομούμενος
zusammengefaßten Schriften niedergelegt finden. In dem ein paar
Jahrhunderte nach Eudoxus als Schülerheft niedergeschriebenen
Papyrus, der aber doch auf Eudoxus (Blüte um 370) zurückgeht
und seinen Inhalt selbst als Εύδόξου τέχνη bezeichnet, heißt es2:
1 Daß diese bei gegebener Himmelslage (Sternzeit) durch die Breite des
Sterns bedingte Größe unter παρά τάς κατά πλάτος αποστάσεις του ήλιου
(198, 21 —22) gemeint ist, lehrt deutlich die Auseinandersetzung 199, 15—21.
Dem Ptolemäus fehlt ein Wort für den Begriff Azimut. Vgl. Syntaxis Buch ΙΓ
cap. 2.
2 Friedrich Blass, Eudoxi ars astronomica. Kieler Festschrift. 1887.
Seite 5.
Heinrich Vogt:
Breite des Sterns abhängigen Abstand der Sonne gemessen im
Horizont1, also dem Azimutunterschiede, und mit dem Neigungs-
winkel der Ekliptik gegen den Horizont.
Deshalb muß für jeden einzelnen Stern die Größe
des Ekliptikbogens unter dem Horizont durch Beob-
achtung festgestellt werden (δει άρα τηρήσεων καΕ’ ενα έκαστον
των αστέρων προς την τής ηλιακής υπό γήν διαστάσεως επί του ζωδιακού
κατάληψιν. 200, 14—17). Aus diesem Bogen und dem bekannten
Schnittwinkel der Ekliptik mit dem Horizont (Synt. Buch II
cap. 13) ist in jedem einzelnen Falle der Sehungsbogen zu berech-
nen (201, 14 — 202, 9). Der so gefundene Sehungsbogen ist für die-
selbe Phase desselben Sterns konstant (μενούσης πανταχή τής αύτής
δι’ αύτής 202, 10 — 11). Ist er für eine Phase in einer Breite fest-
gestellt, so gilt er für dieselbe Phase dieses Sterns in jeder andern
Breite und auch bei veränderter Präzession (Begründung, aller-
dings ohne Bücksicht auf veränderte Azimutabstände, 200,17—201,
13). Aus ihm und der bekannten Lage der Ekliptik (= Sternzeit,
bekannt dadurch, daß ein Stern von gegebener Länge und Breite
im Horizont steht) ist die Größe des Ekliptikbogens (202, 10—23),
die Länge der Sonne und das Datum der Phase zu bestimmen
(Phaseis 3, 14—16). Zahlenwerte der von Stern zu Stern und
von Phase zu Phase wechselnden Sehungsbogen gibt Ptolemäus
in der Syntaxis für Fixsterne nicht an, sondern nur für Planeten-
phasen im 7. Kapitel des letzten Buches.
Die ältere Theorie. Mit dieser echt naturwissenschaftlichen
Theorie der Fixsternphasen hat Ptolemäus eine reformatorische
Tat vollzogen und sich bewußt von der älteren Übung abgewendet,
die wir in den unter dem Sammelnamen μικρός άστρονομούμενος
zusammengefaßten Schriften niedergelegt finden. In dem ein paar
Jahrhunderte nach Eudoxus als Schülerheft niedergeschriebenen
Papyrus, der aber doch auf Eudoxus (Blüte um 370) zurückgeht
und seinen Inhalt selbst als Εύδόξου τέχνη bezeichnet, heißt es2:
1 Daß diese bei gegebener Himmelslage (Sternzeit) durch die Breite des
Sterns bedingte Größe unter παρά τάς κατά πλάτος αποστάσεις του ήλιου
(198, 21 —22) gemeint ist, lehrt deutlich die Auseinandersetzung 199, 15—21.
Dem Ptolemäus fehlt ein Wort für den Begriff Azimut. Vgl. Syntaxis Buch ΙΓ
cap. 2.
2 Friedrich Blass, Eudoxi ars astronomica. Kieler Festschrift. 1887.
Seite 5.