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Ranke, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 4. Abhandlung): Das altaegyptische Schlangenspiel — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37771#0011
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Das altägyptische Schlangenspiel.

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zu verstehen ist1, ist nach dem bisher Ausgeführten unzweifelhaft.
Die Zahl der am Spiel Beteiligten — im ganzen 4 — stimmt ja
auch mit der Darstellung bei LD II, 61a2 überein.
Zwei Bedenken aber dürfen doch nicht unterdrückt werden.
Das erste bezieht sich darauf, daß die vier Spieler im Grabe des
3 Jb sich um das m/m-Brett gar nicht zu kümmern scheinen, jeden-
falls aber nicht irgendwelche Figuren oder Kugeln auf dieses Brett
setzend dargestellt sind. Diese Tatsache kann sich jedoch dadurch
erklären, daß hier eine
andere Phase des mhn-
Spieles dargestellt war
als im Belief des
Spss-R'. Während das
Spiel dort schon im
Gange ist, sieht es hier
so aus als solle es erst
beginnen. Bei jedem
1 Die Beischrift zur
fünften Reihe wird shmh.
ib m h’b mhn, m sn.t, m p.w
zu lesen und „sich er-
freuen am mhn-Spiel, am
Brettspiel und an Kugeln“
zu übersetzen sein. Die Be-
ziehung des „Brettspiels“
auf die dritte Gruppe
ist klar. Das „sich an
Kugeln erfreuen“ würde
dann für die 2 Paare der
mittleren Gruppe übrig bleiben, die sich vielleicht mit dem Raten der Anzahl
von Kugeln beschäftigen, die der Partner in der Hand hält. Schwieriger ist
die Übersetzung des Schlusses der Beischrift zur Gesamtszene (S. 9). Hier
scheint das m sn.t m p.w, das in der eben besprochenen Beischrift von shmh ib
abhing, in der Luft zu schweben. Oder konstruiert der Schreiber h’b mhn,
aber h’b m sn.t (wie das im späteren n. R. die Regel ist) und h’b m p.w? Schließ-
lich wäre es auch möglich, daß er das mhn gar nicht mehr verstanden und
selbst h’b m hnw (,,um [?] einen Topf spielen“) gelesen hat; vgl. unten S. 14,
Anm. 3. — Die alte Übersetzung von p.w mit „Räuber“ und der Vergleich
dieses Spieles mit den römischen latrunculi (so Birch, ÄZ 4, 99; vgl. Wil-
kinson, Manners [1878] II, 55f., Anm. 8) läßt sich nicht aufrecht erhalten.
2 Die Arm- und Handhaltung der beiden dort scheinbar untätig sitzenden
Leute gleicht auffallend der des v.on Champ. skizzierten Mannes, der in den
aufeinandergelegten Händen etwas zu verbergen scheint; vgl. das Folgende.


Abb. 6. Schlangenspielbrett aus Kalkstein, aus
einem Grabe der Frühzeit (London, University
College).
 
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