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Ranke, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 4. Abhandlung): Das altaegyptische Schlangenspiel — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37771#0029
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Das altägyptische Schlangenspiel.

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Zusammenfassend läßt sich etwa Folgendes sagen: Die Ägypter
der ältesten Zeit haben ein Spiel gekannt, das sie mit dem Namen
mhn d. h. ,,Ringelschlange“ bezeichnet haben. Es wurde auf einem
kreisrunden, meist mit einem Griff versehenen Brette gespielt,
dessen Oberfläche von der Darstellung einer spiralig zusammen-
geringelten anscheinend zerstückelten Schlange — eben des mhn —
ausgefüllt war. Originale solcher Spielbretter sind uns aus Gräbern
der ägyptischen Frühzeit erhalten. Man spielte das Schlangenspiel
mit Figuren von Löwen und Hunden, die auf das Schlangenbrett
gesetzt wurden, sowie mit kleinen, verschiedenfarbigen, wahrschein-
lich steinernen Kugeln. In den beiden uns erhaltenen Darstellungen
des Spiels — von denen die eine allerdings nur in einer Kopie aus
saitischer Zeit vorliegt — scheinen 4 Männer gleichzeitig am Spiel
beteiligt gewesen zu sein. Bei einer Phase des Spiels halten alle
4 Spieler ihre Figuren (oder Kugeln) in der Hand verborgen — viel-
leicht soll hier der Anfang des Spiels ausgelost werden. Bei einer
anderen Phase hatten 2 Spieler die Tierfiguren auf das Brett zu setzen,
während die beiden anderen ihre Figuren (? oder Kugeln?) in
den Händen verbargen. Doch scheint es nach einer Darstellung,
die sämtliche Spielfiguren und -kugeln aufführt, daß bis zu 6 Spie-
lern am Schlangenspiel teilnehmen konnten. Über den Verlauf
und über den Sinn des Spieles geben Darstellungen wie Original-
bretter keine Auskunft. Beide verschwinden mit dem Ende des
alten Reiches (vor 2000 v. Chr.).
Dieses Schlangenspiel ist gewiß nicht zu trennen von einem
Spiel, das — nach einem religiösen Texte der 18. Dyn., der aber
gewiß in weit ältere Zeit zurückgeht — in der Urzeit von den beiden
Reichsgöttern Horus und Seth um die Zähne ( ? oder mit den
Zähnen ?) einer mhn genannten Schlange gespielt worden sein soll.
Im Einzelnen stellen sich der Identifizierung der beiden Spiele
freilich noch Schwierigkeiten entgegen, die sich mit unseren heutigen
Mitteln nicht lösen lassen. Über Sinn und Verlauf des Spieles
erfahren wir auch hier nichts.
Endlich gehört in diesen Zusammenhang ein drittes Spiel,
dessen Verlauf uns einige Texte des späteren neuen Reichs schil-
dern, die den Toten ins Grab mitgegeben worden sind. Es wurde
auf dem Brett mit den 30 quadratischen Feldern gespielt, und zwar
spielte es der Tote gegen eine Schlange, die den Namen Mhn trägt.
Dem Toten gelingt es dabei, ein Feld des Brettes nach dem anderen
zu besetzen, dem Gegner — nachdem er ihn sich dienstbar gemacht
 
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