Karl Obser:
Wetter dann sein Frühstück meistens in der Kastanienallee des
Fasanengartens einnahm. Von 9 Uhr ab hörte er die Vorträge
der Minister und zwar gleichfalls häufig im Fasanengarten, indem
er dabei auf und ab ging. Diese Vorträge nahmen die Zeit bis
1 Uhr in Anspruch. Um 2 Uhr fand dann Hoftafel statt, an
welcher beide Eltern teilnahmen 'und zu der fast täglich auch
der größere Teil des Hofstaates beigezogen wurde. Bald nach
aufgehobener Tafel machte mein Vater regelmäßig einen Spazier-
gang von anderthalb Stunden und empfing dann die Chefs des
Geheimen Kabinetts und der Vermögensverwaltung zum Vertrag.
Während der Wintermonate besuchten die Eltern häufig das
Theater, welches dreimal in der Woche stattfand und dessen
Vorstellungen jeweils um 6 Uhr begannen. Nach der Rückkehr
aus dem Theater wurde dann mit den Damen und Herren der
nächsten Umgebung de*- Tee eingenommen und zu Nacht gespeist ;
nach 10 Uhr zogen sich meine Eltern zurück. War kein Theater,
so versammelte man sich um 7 Uhr zum Tee in einem Salon
meiner Mutter. Zu diesen Teeabenden erschienen häufig die
Markgrafen Wilhelm und Maximilian, sowie der Fürst und
die Fürstin von Fürstenberg, welche seit dem Regierungsantritt
meines Vaters öfter denn früher in Karlsruhe verweilten. Wenn
der Tee serviert war, wurde regelmäßig eine Partie Quinze
gespielt und darauf soupiert.
Meine Mutter hätte im allgemeinen die Gewohnheit, etwas
spät aufzustehen; nur im Frühjahr und Sommer machte sie
manchmal schon frühzeitig einen Spaziergang durch die Gärten.
Vonnittags erledigte sie ihre zahlreichen Korrespondenzen
und empfing Besuche; nach Tisch musizierte sie gerne und
zwar spielte sie Klavier und Harfe. An den Nachmittagen pflegte
sie auch Audienzen zu erteilen und dann im Frühjahr und Som-
mer gegen Abend eine Spazierfahrt zu machen.
Wir Kinder durften jeweils morg'ens gegen 9 Uhr unsere
Eltern besuchen und freuten uns immer sehr darüber, wenn
mein Vater im Fasanengarten spazieren ging, einen Gang dorthin
machen zu dürfen. An den Abenden, an denen die Eltern nicht
ins - Theater gingen, durften iwir nach den letzten Unterrichts-
stunden, von 7 bis 8 Uhr, an dem allgemeinen Tee teilnehmen.
Unsere Tageseinteilung war folgende: im Sommer begann unsere
Arbeit nach einem kurzen Spaziergang um 7 Uhr, im Winter
um 8 Uhr morgens. Um 1 Uhr vereinigten wir uns mit Erzieher.
Wetter dann sein Frühstück meistens in der Kastanienallee des
Fasanengartens einnahm. Von 9 Uhr ab hörte er die Vorträge
der Minister und zwar gleichfalls häufig im Fasanengarten, indem
er dabei auf und ab ging. Diese Vorträge nahmen die Zeit bis
1 Uhr in Anspruch. Um 2 Uhr fand dann Hoftafel statt, an
welcher beide Eltern teilnahmen 'und zu der fast täglich auch
der größere Teil des Hofstaates beigezogen wurde. Bald nach
aufgehobener Tafel machte mein Vater regelmäßig einen Spazier-
gang von anderthalb Stunden und empfing dann die Chefs des
Geheimen Kabinetts und der Vermögensverwaltung zum Vertrag.
Während der Wintermonate besuchten die Eltern häufig das
Theater, welches dreimal in der Woche stattfand und dessen
Vorstellungen jeweils um 6 Uhr begannen. Nach der Rückkehr
aus dem Theater wurde dann mit den Damen und Herren der
nächsten Umgebung de*- Tee eingenommen und zu Nacht gespeist ;
nach 10 Uhr zogen sich meine Eltern zurück. War kein Theater,
so versammelte man sich um 7 Uhr zum Tee in einem Salon
meiner Mutter. Zu diesen Teeabenden erschienen häufig die
Markgrafen Wilhelm und Maximilian, sowie der Fürst und
die Fürstin von Fürstenberg, welche seit dem Regierungsantritt
meines Vaters öfter denn früher in Karlsruhe verweilten. Wenn
der Tee serviert war, wurde regelmäßig eine Partie Quinze
gespielt und darauf soupiert.
Meine Mutter hätte im allgemeinen die Gewohnheit, etwas
spät aufzustehen; nur im Frühjahr und Sommer machte sie
manchmal schon frühzeitig einen Spaziergang durch die Gärten.
Vonnittags erledigte sie ihre zahlreichen Korrespondenzen
und empfing Besuche; nach Tisch musizierte sie gerne und
zwar spielte sie Klavier und Harfe. An den Nachmittagen pflegte
sie auch Audienzen zu erteilen und dann im Frühjahr und Som-
mer gegen Abend eine Spazierfahrt zu machen.
Wir Kinder durften jeweils morg'ens gegen 9 Uhr unsere
Eltern besuchen und freuten uns immer sehr darüber, wenn
mein Vater im Fasanengarten spazieren ging, einen Gang dorthin
machen zu dürfen. An den Abenden, an denen die Eltern nicht
ins - Theater gingen, durften iwir nach den letzten Unterrichts-
stunden, von 7 bis 8 Uhr, an dem allgemeinen Tee teilnehmen.
Unsere Tageseinteilung war folgende: im Sommer begann unsere
Arbeit nach einem kurzen Spaziergang um 7 Uhr, im Winter
um 8 Uhr morgens. Um 1 Uhr vereinigten wir uns mit Erzieher.