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Friedrich; Obser, Karl [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1921, 1. Abhandlung): Jugenderinnerungen Großherzog Friedrichs I. von Baden: 1826 - 1847 — Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.37792#0037
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.Jugenderinnerungen Großherzog Friedrichs I. von Baden.

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geringen Bestand. Damals fing man sowohl in Stutensee wie
im Landesgestüt an, arabische Rasse einzuführen, und erlangte
damit eine Kreuzung, die besonders unter dem Landstallmeister
Hirthes zu einer solchen Vollkommenheit ausgebildet würde,
daß das Hardtpferd weit über die Grenzen des Landes hinaus
sich einen guten Namen erwerben konnte.1 Die Bauern der
Hardt brachten daher ;zta jener Zeit ihre Stuten gerne nach
Stutensee, um sie dort decken zu lassen, und mein Vater wußte
das Gestüt so zu heben, daß er in späteren Jahren mit selbst-
gezogenen Pferden fahren konnte. Zu dem Zweck wurde der
Reisestallmeister v. Seideneck mit dem jungen Stallmeister Wenz
nach England geschickt, von wo sie — soviel ich mich er-
innere — im Jahre 1831 vier bis fünf Hengste und zehn bis
zwölf Stuten, vornehmlich 'aus Yorkshire, mitbrachten. Unter
den Hengsten befanden sich ein prachtvoller Hellbrauner namens
Ca eins und ein Fuchs mit dem Namen Dandy, welche beide noch
viel arabisches Blut besaßen ‘und sich zahlreiche Nachkommen-
schaft in der Hardt schüfen. Damals waren die Preise der Pferde
sowohl wie auch die Kosten der Fütterung und Wartung noch
so gering, daß ein Vergleich mit heutigen Verhältnissen fast aus-
geschlossen erscheint, und trotzdem mußte das Gestüt in Stuten-
see des hohen Aufwandes wegen schon Mitte der vierziger Jahre
bedeutend reduziert werden, bis endlich Kühe an die Stelle der
Pferde traten. In den dreißiger Jahren aber hatte mein Vater
noch großes Interesse daran; er besuchte es mehrmals in der
Woche, ließ sich die Pferde vorführen und erfreute sich an der
jungen Nachzucht. Durften wir Kinder ihn dann bisweilen auf
diesen Fahrten begleiten, so war es jedesmal ein festlicher
Nachmittag für uns.
Intendant der Hofdomänen war Graf Broussel.2 Diesem
waren unterstellt zunächst:
1. Das Hofbauamt mit dem Hofbaumeister Küntzle, dem
Hofbaukondukteur Koder und einer Anzahl ständiger Taglöhner.
Da von ihnen ein jeder einen Teil des Baugewerkes repräsen-
tierte, so vermochten sie insgesamt alle Reparaturen, auch
1 Über den damaligen: Stand der badischen Pferdezucht s. LYDIIX, Die
Pferdezucht im Großherzogtum Baden, S. 17ff.
- Graf Alexander Broussel (1790—1872), aus einer altadeligen französischen
Emigrantenfamilie, die sich 1791 in Karlsruhe niederließ. Vgl. OBSER, Denk-
würdigkeiten des Markgrafen: Wilhelm von Baden I, 6.
 
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