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Friedrich; Obser, Karl [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1921, 1. Abhandlung): Jugenderinnerungen Großherzog Friedrichs I. von Baden: 1826 - 1847 — Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.37792#0039
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Jugenderinnerungen Großherzog Friedrichs I. von Baden.

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Herr Held. Ausgenommen davon war allein der Schwetzinger
Garten, welcher der Obhut des Gartendirektors Zeyher anver-
traut war. Dieser, ein ausgezeichneter Gartenkünstler und Bo-
taniker, hielt den Garten vorzüglich imstand, indem er eine
vortreffliche, noch jetzt angewandte Methode des Baumschnittes
einführte. Der Botanische Garten zu Karlsruhe hatte noch sehr
kleine Gewächshäuser von so ungenügender Beschaffenheit, daß
die größeren Pflanzen fast jedes Jahr tiefer eingegraben werden
mußten, um das Anstoßen der Gipfel an die Decke zu vermeiden.
Diesem mangelhaften Zustand wurde erst durch den Neubau in
den fünfziger Jahren abgeholfen. Der Fasanengarten war schon
damals dem Hofforstamt unterstellt. Graf Broussel führte die
Administration der Hofdomänen mit großem Geschick und be-
währte bei eifriger Tätigkeit und Freude an seinem Amt ein be-
deutendes Organisationstalent.
Die Kunstsammlungen bestanden damals aus der Gemälde-
galerie gegenüber dem Seldeneckschen Hause, in deren recht
unzureichenden Räumen auch das Kupferstichkabinett unterge-
bracht war. Diese Sammlungen verwaltete und bereicherte durch
vorzügliche Kunstwerke Galeriedirektor Frommei. Er vermittelte
unter anderem auch den Ankauf der reichhaltigen etrarischen
Vasensammlung und der antiken Bronzen, welche sich beide jetzt
in dem Sammlungsgebäude befinden. Sie wurden durch unseren
diplomatischen Vertreter am päpstlichen Hofe, Major Maler, in
Rom und Neapel noch kurz, bevor die Ausfuhr solcher Kunst-
gegenstände durch Gesetz verboten wurde, erworben.
Das Hoftheater stand unter der Leitung des Grafen zu
Leiningen-Neudenau, der bald nach dem Regierungsantritt meines
Vaters zum Intendanten ernannt worden war.1 Er brachte dieses
sowohl in der Oper als im Schauspiel binnen kurzem auf eine
bedeutende Höhe künstlerischer Leistung. Das Orchester diri-
gierte Hofkapellmeister Strauß aus Wien, der die Sinfoniekonzerte
in Karlsruhe einführte. Die hervorragendsten Sänger waren da-
mals Haizinger als erster Tenor, Reichel, ein glänzender Bassist,
der mit seiner Stimme in der Tiefe fast den berühmten Staudigl
1 Graf August von Leiningen-Neudenau leitete als Nachfolger Auffenbergs
das Karlsruher Hoftheater von November 1831 bis Februar 1839. Auch Devrient
urteilt über ihn nicht ungünstig: „er war ein kunstsinniger, enthusiastischer
junger Cavalier . . ., seine Intendanz bezeichnet die zeitherig beste Periode
dieser Bühne“. Geschichte der deutschen Schauspielkunst V, 126 ff.
 
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