Metadaten

Sillib, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1921, 3. Abhandlung): Zur Geschichte der großen Heidelberger (Manesseschen) Liederhandschrift und anderer Pfälzer Handschriften — Heidelberg, 1921

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37798#0009
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zur Geschichte der großen Heidelberger (Manesseschen) Liederhandschrift. 9

de Latour d’Auvergne duc de Bouillon (1555 —1623), datiert Sedan
11. II. 1622 veröffentlicht11, worin dieser dem pfälzischen Kanzler
und seinen Räten sich erbietet, ,,les livres manuscrits les plus
rares“ der Palatina während der Kriegszeit in seiner sicheren Festung
Sedan zu bergen; zugleich verpflichtete er sich für die Sicherheit
des Transportes außerhalb des kurpfälzischen Gebietes und zur
Rückgabe, sowie ruhigere Zeiten eingetreten seien. Mit dem
pfälzischen Haus verschwägert und von lebhaften literarischen
Interessen erfüllt konnte der herzogliche Hugenottenführer mit
gutem Recht sein Angebot vertreten, um so mehr als er sich in
seinem Schreiben auf das volle Einverständnis Friedrichs V. bezie-
hen konnte. Ob von dem Anerbieten irgendwelcher Gebrauch
gemacht worden, ist bisher nicht bekannt gewesen. Merkwürdiges
Licht wirft in dieses Dunkel ein Brief des kurpfälzischen Rates
Johann Joachim v. Rusdorf, der bis zu seinem am 27. August
1640 im Haag erfolgten Tod der kurfürstlichen Familie treu ergeben
ihre Interessen jederzeit aufs angelegentlichste vertreten hat12. In
diesem an den kurpfälzischen Rat Franz Curtius in London
gerichteten Brief aus dem Schloß Rhenen vom 10. August 1635
heißt es: . . . ,,Cimelia regis Friderici, cum eius vestimentis, et quae
meae fidei commendata erant, salva attuli. Haec tertia palma et
gloria est quae mihi debetur ex adportatione reliquiarum Palatina-
tus; nam anno 1629, cum e Gallia, quo negotiorum publicorum
causa missus eram, redirem, obtenta a Serenissima Infanta Isabella
transportandi licentia autor fui, ut minimo sumptu Aulaea, Peri-
stromata, Tapetia et id genus suppelectilis magni pretii, ex prima
cccupatione Heidelbergensi erepta, et Sedani asservata Hagam per
Mosam amnem deveherentur. . . Deinde anno 1630 cum Ratisbona
ex comitiis redirem, tum linteamina reginae ingentis pretii, et orna-
menta Electoralia et similes res mecum devexi; iam ultimo cimelia,
vestimenta, tabulas rari artificii et Archivum detuli“. Der Brief
zeigt, daß das Anerbieten Henry de Latours die ihm gebührende
Beachtung gefunden hat, ob von den pfälzischen Räten aus eigener
Überzeugung oder erst auf weitere direkte Anweisungen des Kur-
fürsten hin, wissen wir nicht; wahrscheinlicher erscheint das
letztere; Friedrich V., der mehrere Jahre seiner Jugend am Hof und
der Akademie des Herzogs in Sedan zugebracht hatte, hielt die
Verbindung mit Sedan stets aufrecht, wobei ihm sein von dort
stammender Geheimsekretär Theobald Mauritius gute Dienste
leistete. Angesichts der Tatsachen, daß Henry de Latour gerade
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften