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Sillib, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1921, 3. Abhandlung): Zur Geschichte der großen Heidelberger (Manesseschen) Liederhandschrift und anderer Pfälzer Handschriften — Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.37798#0014
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14

Rudolf Sillib:

achtet worden; schon Burdach hat hierauf hingewiesen21: „immer
werde nur der Otfriedcodex und das Augsburger Stadtrecht ge-
nannt. Dazu käme die verlorene Minnesängerhandschrift des
Grün sehen Faszikels, der nach der ausdrücklichen Angabe des
Empfangsscheins Stücke des FuGGERSchen Vermächtnisses um-
faßte. Sollte aber nicht aus Durchforschung und Vergleichung der
erhaltenen Kataloge weitere Aufklärung zu erhalten sein ?“ Den
Beweis für die Zugehörigkeit „der verlorenen Minnesängerhand-
schrift des Grün sehen Faszikels“ zur FuGGERSchen Bibliothek zu
führen, hat Burdach nicht unternommen. Die von Caspar
Schedius aufgestellte Liste läßt wohl vermuten, daß das alte
Teutsche Reimen Buch FuGGERischer Herkunft ist, sie beweist es
aber keineswegs. Im allgemeinen überschätzt aber Burdach den
Anteil der FuGGERSchen Bibliothek an der mittelhochdeutschen
Literatur der Palatina zu ungunsten der Sammeltätigkeit der Pfalz-
grafen, wenn er glaubt, daß erst „in der zweiten Hälfte des 16. und
zu Anfang des 17. Jahrhunderts, einer Zeit allgemeinen geistigen
Aufschwungs, die den Beginn der vaterländischen Geschichts- und
Altertumsforschung heraufführte, auch dies reichste Repertorium
altdeutscher Literatur [die Palatina] zusammengebracht worden
wäre.“ Immerhin zwei der bedeutendsten deutschen Handschriften
der Palatina werden wir auf Grund der nachfolgenden Untersuchung
als ehemals Lugger sehen Besitz nachzuweisen versuchen.
Ulrich Fugger aus dem berühmten Augsburger Kaufherren-
geschlecht stammend, zunächst dem geistlichen Stand bestimmt,
von Paul III. zum päpstlichen Kämmerer ernannt, hat sich später
nach seiner Rückkehr aus Italien der reformatorischen Bewegung
angeschlossen. Von seiner Familie deshalb geächtet, begab er sich
— nachdem er schon lebhafte Beziehungen zu Kurfürst Ottheinrich
unterhalten — 1571 nach Heidelberg, wo er sich unter den Schutz
des Kurfürsten Friedrich III. von der Pfalz gestellt hat. Seine aus-
gezeichnete Bibliothek überwies er durch letztwillige Verfügung
1584 der Palatina25. „Des Fuggerischen Geschlechts ordentliche
beschreibung“ aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts26 weiß
von ihm zu sagen: „Herr Ulrich Fugger der fünffte Sohn herrn
Raymundi Fuggers vndt seines lieben Gemahls Catharina Torssini,
anno 1526 geboren, dieser wardt von seinen Praeceptoribus jn allen
gueten Künste vndt tugende vnderwiessen vnd erzogen worden, ein
feiner gerader schöner und langer herr ward dieser herr Ulrich
Fugger gewessen . . . ledigen standts“. Wie sein Vater Raimund
 
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